Sparkasse vs. Commerzbank:
08/15-Bank: Der Söder unter den Jung-von-Matt-Spots
Was auf den ersten Blick als Persiflage auf eine Kreatividee von Thjnk daherkommt, enthält eine überraschend primitive Botschaft. W&V-Redakteur Frank Zimmer über den neuen Sparkassen-Spot von Jung von Matt.
Raphael Brinkert ist nicht Jung von Matt, aber ein wichtiger Teil davon. Der Gründer und Geschäftsführer von JvM/sports hat am Donnerstag via Facebook mehr gegenseitige Wertschätzung in der Branche gefordert. Mehr Respekt vor der kreativen Leistung des Mitbewerbers, mehr Kollegialität jenseits der Agenturgrenzen. Eine schöne Idee. Sein Vorschlag: Jeder Werber solle doch einfach mal drei Arbeiten der Konkurrenz loben. Die Facebook-Filterblase war begeistert. "Ein Thema, das mich seit Jahren beschäftigt", schrieb Thjnk-Chef Michael Trautmann und fragte:
"Was ist der Grund dafür, dass sich in unserer Branche so viele Menschen dazu bemüßigt fühlen, die Arbeit Ihrer Mitbewerber schlecht zu reden?"
Gute Frage. Eigentlich könnte Raphael Brinkert sie direkt an seine Chefs im Vorstand von Jung von Matt weiterreichen, denn die haben keine 24 Stunden nach seinem gefeierten Wertschätzungs-Post diesen ressentimentgeladenen Anti-Commerzbank-Spot in Umlauf gebracht:
Was auf den ersten Blick als Persiflage auf eine Kreatividee von Thjnk daherkommt, enthält eine für Jung-von-Matt-Verhältnisse überraschend primitive Botschaft: Commerzbank selbstverliebt und arrogant, JvM-Kunde Sparkasse kundenorientiert und partnerschaftlich, also quasi der dm Drogeriemarkt unter den Banken.
Klar, der Sparkassen-Spot ist eine Antwort auf diesen Commerzbank-Spot hier:
Aber der hat wenigstens eine klare Botschaft, ein mutiges Versprechen: Wir schließen unsere Filialen nicht. (Ob man das glauben kann, ist eine andere Frage).
Dem Spot von Jung von Matt dagegen fehlt ein solches Statement. Er will populär sein, aber seine Machart ist populistisch, eine Art Markus Söder der Finanzwerbung. Wo der Spot eine gute Idee verbreiten sollte, bedient er Vorurteile. Zum Beispiel gegen angeblich protzige Bauten privater Banken wie der Commerzbank. Die sitzt zwar wirklich im zweithöchsten Turm Frankfurts. Aber die Sparkassen-Gruppe und die mit ihr verbundene Landesbank Hessen-Thüringen residieren nur ein paar Straßen weiter in gleich mehreren Hochhäusern. Zum Beispiel in dem nicht gerade plattenbauverdächtigen Main-Tower von Stararchitekt Peter P. Schweger.
Was also soll das Unterscheidungsmerkmal zwischen Sparkasse und Commerzbank sein, Jung von Matt? Dass es eine basisnahe und quasi demokratische Alternative zu börsennotierten Finanzkonzernen gibt? Stimmt, die gibt es sogar. Nennt sich "Volks- und Raiffeisenbanken". Aber das ist nicht euer Kunde.