Eine zweistufige Auswahl erscheint angesichts dieses Pensums durchaus sinnvoll. Doch die IAG wittert Ideenklau. "Cannes Lions hat die vier Jahre alten Juryrichtlinien des New York Festivals kopiert", sagt CEO Smyth. Auch hier sichtet zunächst eine große Jury alle Einreichungen und stellt hieraus eine Nominiertenliste zusammen, die anschließend 30 Haupt-Juroren nach einem neuen Bewertungssystem mit Punkten bedenken. "Es ist sehr unschön, dass eine so große und erfolgreiche Organisation wie Cannes Lions es nicht schafft, ein eigenes Jurierungssytem einzurichten, ohne unsere Neuerungen zu kopieren und so einen weiteren Skandal oder gar einen Rechtsstreit zu riskieren", poltert Jim Smyth in einer öffentlichen Erklärung der IAG. Denn für das Matrix-Bewertungssystem der New York Festivals laufe sogar ein Patentantrag der IAG, um "unser geistiges Eigentum vor Kopisten zu schützen", stellt Smyth klar. 

Es obliege der Verantwortung von Wettbewerbs-Ausrichtern, sagt Smyth weiter, "ehrliche und wirksame Bewertungssysteme zu entwickeln". Dafür zu sorgen sei nicht Sache der Einreicher. Das Prozedere der IAG bezeichnet er als "kugelsicher" gegenüber Betrugsversuchen, weil Juroren keine eigenen Arbeiten (auch nicht aus dem Agenturverbund) bewerten dürften. Darüber hinaus sei die Jury der NYF mit mehr als 370 Mitgliedern und 30 Jury-Chefs die größte Werbejury überhaupt, die damit eine enorme Erfahrung aufweise.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.