72andSunny:
Burger statt Brüste
Gemeinsam mit seiner Stammagentur 72andSunny wendet sich Burgerbrater Carl's Jr. & Hardees vom bisherigen Image ab: Man wolle sich wieder mehr ums Kerngeschäft "Essen" kümmern, statt in der Werbung Bikinischönheiten zu präsentieren.
Aufmerksamkeit war stets garantiert, wenn Carl's Jr. eine neue Werbekampagne startete. Extrem sexy, lasziv und vollbusig waren die Auftritte, die seit Jahren von der Werbeagentur 72andSunny entwickelt werden. So sexy, dass beispielsweise die Spots mit Paris Hilton beim Autowaschen 2009, mit Kate Upton 2012 und mit Charlotte McKinney 2015 nicht im Umfeld des Super Bowl gesendet werden durften.
Ein neues Video "erklärt" nun, wie es dazu kam: Der Junior-Chef ist schuld. Da muss wohl wieder der Senior übernehmen und dafür sorgen, dass die Markenwerte zur Hauptsache werden. "Food, not Boobs." Großartiges Essen, darum gehe es bei Carl's Jr. und der Schwestermarke Hardees (beide gehören der CKE Restaurants Holding).
Brüste kommen natürlich in der Mogelpackung trotzdem vor: Schließlich muss die Marke bei der Neuausrichtung ja zeigen, wovon sie sich verabschiedet. Etwa von dem Klassiker, in dem zwei Burger als Bikinioberteil von Charlotte McKinney dienen. Aber: Statt sich für frühere Kampagnen zu entschuldigen, nimmt sich die Fastfoodkette selbst auf die Schippe. Sympathisch und glaubwürdiger als ein kompletter Richtungswechsel.
Der Gründer nimmt die Zügel in die Hand. Die Marke besinnt sich auf ihre Wurzeln. Der Sexismus ist raus.
Höchste Zeit: "Sex sells" als ewig gültige Werberweisheit hat offenbar ausgedient. So hat erst vor 10 Tagen die Biermarke Skol ihre Bikini-Babes ausgemustert; Marken wie Website-Provider Go Daddy, lange berühmt-berüchtigt für teilweise peinliche Sexy-Clips zum Super Bowl, haben sich schon vor Jahren von der Strategie verabschiedet.
Der Marketingchef von CKE, Brad Haley, begründet den Imagewechsel von Carl's Jr. & Hardees laut Creativity Online mit Erkenntnissen, die man gewonnen habe: Etwa, dass in den Restaurants eine Menge Arbeit in die Zutaten und Produkte gesteckt würde, die Kunden das aber nicht honorieren oder wahrnehmen würden. Die Agentur habe es schließlich auf den Punkt gebracht: "Wir haben eine tolle Geschichte über Essen, wir brauchen nur einen starken Geschichtenerzähler." Die Zielgruppe seien nun außerdem nicht mehr allein junge Männer.
Der neue Film wurde von Hungry Man und dem Regisseur Wayne McClammy umgesetzt. Den VR-Fan "Carl Hardee Jr." spielt der Comedian Drew Tarver (aus der Streaming-Serie "Bajillion Dollar Properties"/Seeso), seinen ebenso fiktiven Vater Hardee senior der Schauspieler Charles Esten ("Nashville"). Er wird online eingesetzt und und auf manchen Sendern eingebucht.
Und für Nostalgiker: So war es früher.
Der deutsche Top-Modelexport Heidi Klum biss schon mal in die saftigen Bulettenbrötchen: 2013 spielte sie eine moderne Mrs. Robinson ("Reifeprüfung") im Auftrag der Fastfoodkette.
Eine der jüngeren Kampagnen inszenierte die Models Elena Belle, Emily Sears und Genevieve Morton leicht bekleidet in der Küche.
Schluss. Wir sind gespannt auf den nächsten Leckerbissen, den 72andSunny und Carl's Jr. & Hardees servieren werden.
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