Cannes 2010: Rekord für Outdoor
Zwölf Outdoor-Löwen gewinnt Deutschland in Cannes, darunter einen goldenen für DDB Berlin.
Zwölf Löwen nehmen die Deutschen in der Kategorie Outdoor in diesem Jahr mit nach Hause, einmal Gold, dreimal Silber und achtmal Bronze. Das sind doppelt so viele Auszeichnungen wie im Jahr davor, selbst im Rekordjahr 2008 waren es nur neun.
„Wir können sehr stolz auf dieses Ergebnis sein“, sagt Sebastian Hardieck, der für Deutschland in der Jury saß. Gold bekommt DDB, Berlin, für Boschs Mammutgefrorenes; die Arbeit hat sich auch Silber verdient. Die übrigen zwei Silber-Löwen gewinnen Jung von Matt, Hamburg, für Eichborns Fliegenwerbung und BBDO, Düsseldorf, die für den Deutschen Caritasverband eine Kampagne eingereicht hatten.
BBDO, mit Jung von Matt und DDB Top-Einreicher in Cannes, hat die Jury weitere vier Bronze-Löwen verliehen. Die Agentur hatte Konzepte für ihre Kunden Dr. Oetker, Melitta, Smart und Spuk Pictures eingereicht. Bronze geht auch an Serviceplan, München, für 8in1 Pet Products, für DDB („VW Golf“), Ogilvy & Mather (Rolling Stone Magazin) und Heimat, Berlin. Die Agentur hat mit der CNN-Kampagne bereits einen Media-Löwen gewonnen.
„Die Qualität der Arbeiten war durchweg gut“, sagt Jury-Präsident Tay Guan Hin von JWT Asien. Seit dem Krisenjahr 2009 habe sich die Kategorie neu erfunden. Die Veranstalter haben Ambient und klassische Outdoor voneinander getrennt, jedes Medium kann jetzt seine eigenen Stärken entfalten. „Ambient wird wichtiger werden“, beobachtet Hardieck, es biete auch seiner technischen Möglichkeiten wegen immer mehr Involvement, Relevanz und Nachhaltigkeit.
Die besten Beispiele dafür sind die Grand Prix, von denen die Jury erstmals zwei vergeben durfte – für klassisches Outdoor und Ambient. Den Grand Prix für die beste Ambient-Werbung bekommt Inbev mit dem „Teletransporter“ von Saatchi & Saatchi in Buenos Aires. Der Teletransporter, den die Agentur für ihren Bierkunden in Kneipen aufstellt, bietet Männern Schutz. Nichts tun Männer lieber, als mit ihren Kumpels Bier in der Kneipe zu trinken; ihre Freundinnen hassen es. Der Teletransporter ist die Lösung: Wer heimlich in der Kneipe Bier trinkt und von seiner Freundin angerufen wird, flüchtet sich in das Gerät, das den Kneipenlärm ausblendet und auf Knopfdruck atmosphärisch in ein Krankenhaus, einen Autostau oder ein Büro versetzt. Das Soundsystem macht’s möglich.
Der zweite Grand Prix für klassisches Outdoor geht an die Agentur Anomaly nach New York für die Diesel-Kampagne. „Wir haben die dümmste Kampagne ausgezeichnet“, sagt der Juryvorsitzende. Diesel hat mit der „Stupid-Werbung“ neue Maßstäbe gesetzt, sich eine neue Philosophie verpasst. „Wer hat schon den Mut, so eine freche Kampagne zu schalten?“, fragt die Jury. „Das ist ein Grand Prix wert!“
Dieser Mut fehlt den Deutschen hier und da offenbar noch oft. „Sie haben einen Nachholbedarf im Ambient-Bereich“, sagt Hardieck. Das möge an den technischen Möglichkeiten liegen. „Vielleicht denken wir aber einfach auch noch zu mediengebunden.“ Was zählt, ist die Idee, die sich über Jahre treiben lässt.
Die Outdoor-Löwen wurden am Dienstagabend im Palais des Festivals verliehen im Vorfeld der Opening Gala vor dem Carlton Hotel.