Cannes 2012: Kein Film-Löwe für Deutschland
Auch wenn Deutschland traditionell kein "Film-Land" ist, so ist das diesjährige Abschneiden dennoch eine Ohrfeige: Kein Commercial deutscher Herkunft konnte einen der begehrten Löwen ergattern.
Auch wenn Deutschland traditionell kein "Film-Land" ist, so ist das diesjährige Abschneiden dennoch eine Ohrfeige: Kein Commercial deutscher Herkunft konnte einen der begehrten Löwen ergattern – trotz der insgesamt sechs Finalisten. Weder die Hornbach-Filme von Heimat noch „The Invisible Drive“ von Jung von Matt noch Euro RSCG mit den Clips für ntv überzeugten die Jury. Zum Vergleich: 2011 gab es immerhin drei Bronze-Preise bei vier Shortlist-Plätzen.
"Wir hatten keine entsprechenden Filme dieses Jahr", sagt der deutsche Juror Wolfgang Schneider. Dem Kreativchef von BBDO hätte „es viel bedeutet, wenn Deutschland als Film-Nation aufholen hätte können.“ Vorbei. Selbst den Hornbach-Commercials „Change“ und „Festival“, die zwar international mithalten können, fehlt das das nötige Quäntchen mehr. „Man darf nicht vergessen, in Deutschland gelten die Filme zwar als schräg, aber im weltweiten Vergleich sind sie das weit weniger“, so Schneider. Er verlangt von allen Beteiligten „mehr Mut“ und bedauert gleichzeitig, dass hierzulande die großen Blockbuster-Produktionen wie in den USA nicht möglich sind. Indes: Unter den 70 Löwengewinnern (2011: 79) sind etliche Länder und Marken, in denen gleichfalls die – finanziellen Möglichkeiten – beschränkt sind.
Den Grand Prix holt sich in diesem Jahr die Agentur Creative Artists aus Los Angeles mit „Back to the Start“. Für die Fastfood-Kette Chipotle realisierte sie einen Animationsfilm, der nicht nur Jurychef Tham Kai Meng (Ogilvy) beeindruckte. „Der Film ist unglaublich gut umgesetzt und vermag es, einen komplexen Sachverhalt einfach und emotional packend darzustellen“, so Meng. Und er hat eine Botschaft: „Cultivate the World“. Der Film erzählt die Geschichte von dem Farmer, der nach und nach seinen Bauernhof zum industriell organisierten Massenbetrieb ausbaut – und sich am Ende zurückbesinnt zu einer ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Landwirtschaft. Der französische Juror Andrea Stillacci (Herezie): „Der Streifen ist unglaublich einfach konzipiert, aber dennoch voller Power. Er erzählt leise eine Geschichte, ist aber dennoch laut zu vernehmen. Er hilft Fastfood-Produkte zu verkaufen und hat doch eine Message, die zu Herzen geht.“ Auch der Song trug dazu bei: Der Country-Sänger Willie Neslon sang dafür ein Lied der Band "Coldplay" neu ein.
Weitere heiße Anwärter für den Grand Prix waren „Three Little Pigs“ von BBH London für die Zeitung The Guardian.
Und der vielfach international ausgezeichnete Film „The Bear“ für Canal+ von der Pariser Agentur BETC.