Wunsch 2: Die Reputation und den Wertbeitrag von Agenturen steigern

Seit Jahren beklagen sich die Agenturen, dass sie von Kunden nicht ernst genommen und von ihnen nicht angemessen vergütet werden. Aber warum ist das so? Die Agenturbranche schafft es seit Jahren nicht, Kunden und deren Vorstände davon zu überzeugen, dass Agenturen einen hohen und meist essenziellen Wertbeitrag für Unternehmen und Marken leisten. Fakt ist, dass Agenturen heute für Unternehmen systemrelevante Leistungen erbringen. Kein nennenswertes, werbungtreibendes Unternehmen ist ohne Einsatz von Agenturen heute noch wettbewerbsfähig und keine Marke kann ohne die Unterstützung von Agenturen entstehen oder überleben. Leider wird derzeit nirgendwo dieser Beitrag der Agenturbranche ermittelt, belegt oder öffentlich kommuniziert. Eine Lösung könnte sein, diesen Wertbeitrag und die Wichtigkeit unserer Agenturbranche bei Kunden, aber auch bei Verbänden und in der Politik zu verdeutlichen. Wenn Agenturen es schaffen, in aufmerksamkeitsstarken Kampagnen für Handwerks- oder Versicherungsverbände zu werben, sollte es für die Branche ein Leichtes sein, dasselbe auch in eigener Sache zu tun.

Macht eine Kampagne und werbt für die Werbung. Ein sehr gutes aktuelles Beispiel, das so etwas durch viele Agenturen gemeinsam funktionieren kann, ist derzeit die Initiative "Feuer & Flamme" in Hamburg. Hier machen viele Agenturen gemeinsam, hoch engagiert und pro bono einen wichtigen Job für Hamburg und ganz Deutschland. - Natürlich reicht eine Kampagne allein nicht aus. Um Unternehmen und Marken vom wirklichen Wertbeitrag überzeugen zu können, eignen sich zum Beispiel sehr gut reale "Best Cases". Nicht nur in Richtung Effizienz, wie der GWA-Effie dies seit Jahren sehr gut macht, sondern mit Kennziffern, die auch für die Finanzmärkte, -vorstände und Vorstandsvorsitzenden relevant sind.

Wunsch 3: Die Branche für den Nachwuchs attraktiv machen

Wir arbeiten, auch wenn es etwas vulgär klingen mag, in der "geilsten" Branche, die es gibt. In keiner Branche gibt es mehr Quereinsteiger, mehr Karrierechancen, mehr Teamwork und mehr Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen. Die Agenturbranche ist ein Schmelztiegel von Talenten und Individuen. Doch die heutige Jugend hat diese Branche bei der Berufswahl oft nicht mehr auf dem Radar. Junge Berliner Startups, Technologie-Unternehmen oder vielleicht auch die direkte Selbstständigkeit erscheinen vielen Anfang- bis Mittzwanziger oftmals interessanter und relevanter für ihre Berufswahl sowie für ihre Work-Life-Balance. Agenturen werden heute zumeist eher als Ausbeuter gesehen, bei denen man zu wenig Geld verdient und bis spät in die Nacht arbeiten muss. Dieses Bild hat die gesamte Branche selbst gezeichnet und dies gilt es schnellstmöglich zu ändern.

Wenn es unserer Branche nicht gelingt, den heutigen Nachwuchs zu gewinnen, systematisch auszubilden und zu binden, wackelt das Geschäftsmodell Agentur mittelfristig. Nur durch frisches Blut, frische Denke und neue Impulse können Kreativität und Wirtschaftlichkeit beibehalten werden. Nur wer jetzt ausbildet, sichert sich sein mittleres Management von morgen. Dieses Problem kennen wir und hatten es direkt nach der New Economy 2002 schon einmal, mit Auswirkungen bis heute. Kein Nachwuchs = kein Geschäftserfolg – so einfach lautet die Formel.

Daher wünsche ich mir von einem Verband (o.ä.) der gesamten Agenturbranche Initiativen und Maßnahmen, die dem Nachwuchs aufzeigen, wie toll unsere Branche heute und auch in Zukunft weiterhin ist. Gemeinsam können wir das schaffen!

O. Klein: "Wenn es unserer Branche nicht gelingt, den heutigen Nachwuchs zu gewinnen, systematisch auszubilden und zu binden, wackelt das Geschäftsmodell Agentur mittelfristig." (Foto: Cherrypicker)

O. Klein: "Wenn es unserer Branche nicht gelingt, den heutigen Nachwuchs zu gewinnen, systematisch auszubilden und zu binden, wackelt das Geschäftsmodell Agentur mittelfristig." (Foto: Cherrypicker)

Es würde mich sehr freuen, wenn meine drei Wünsche und Hoffnungen an die Präsidenten der Agenturverbände in Erfüllung gehen und zur Diskussion beziehungsweise zum weiteren Austausch darüber beim heutigen Treffen anlässlich des GWA Effies 2015 beitragen können.


Autor: W&V Gastautor:in

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