In der Rapper-Szene tauchte man früher nicht unbedingt mit Homestorys auf und berichtete davon, dass man von Freundin, Mutter und Schwiegermutter in spe "niedergeknutscht" wurde, weil der nette Bushido sie spontan mit Gucci-Handtaschen überraschte. Das Geld für die Edel-Handtaschen hätte Bushido lieber in einen PR-Beratertag investieren sollen. Dieser hätte ihm mit Sicherheit eine bessere Rede geschrieben, als die wirren Halbsätze des Meisters, die so recht keinen Sinn ergaben.

Dabei wäre es so einfach gewesen zu punkten, trotz aller Aufregung im Vorfeld, während und nach dem Event. Dramaturgisch hatte Hubert Burda Media dem ehemaligen Bad Boy eine traumhafte Brücke gebaut: So wurden unmittelbar vor ihm drei 'Stille Helden' ausgezeichnet, die wirklich Sinnvolles getan haben und täglich tun. Sie bekamen zu Recht den meisten Applaus und freuten sich über die finanziellen Zuwendungen des Hauses Burda. Dann kam Bushido. Wieso sagte er nicht das einfache Wort "Entschuldigung" für den "Scheiß", den er früher gemacht und gesungen hat und bekundete seinen Respekt vor den vor ihm ausgezeichneten Preisträgern?

Nicht nur Peter Plate von Rosenstolz brachte es vor dem Millionenpublikum auf den Punkt, in dem er auf die menschenverachtenden, frauen- und homosexuellenfeindlichen Texte des angeblich geläuterten Rappers hinwies und eine Auszeichnung grenzwertig fand. Wenn Bushido mit diesen Texten, die man hier kaum wiederholen kann, ein Idol der Jugend und ein Musterbeispiel für Integration sein soll, dann gute Nacht Deutschland.

Aber: Bushido hätte dennoch punkten können. Wie gesagt mit einer Entschuldigung und einer klaren öffentlichen Distanzierung von seiner unrühmlichen Vergangenheit. Stattdessen schwafelte er herum. Und dann vergab er freistehend vor dem Tor die 100-prozentige Chance, sich etwas mehr Applaus zu sichern: Hätte er doch einfach nur den drei Stillen Helden ebenfalls eine finanzielle Zuwendung versprochen. Den Betrag von Burda zu verdoppeln wäre für den Multimillionär ein Klacks gewesen. Chance vertan, kein Respekt Alter!"

Gastautor: Frank Behrendt


Autor: Markus Weber

Markus Weber ist seit 20 Jahren Mitglied der W&V-Redaktion. Als Nachrichtenchef ist er für die aktuellen Themen auf wuv.de zuständig. Darüber hinaus ist er innerhalb der Redaktion der Themenverantwortliche für "CRM & Data". Aufgewachsen ist Markus auf einem Bauernhof im Württembergischen Allgäu. Mit fünf Geschwistern.