Der Kunde ist von Anfang an Verbündeter

Heartbeats ist räumlich getrennt von der großen Schwester und steht nach Angaben der Gründer gleichermaßen für Multioptionalität, Perspektiv-Vielfalt und Modularität. Die Mannschaft hat agile Prozesse aufgesetzt und greift bei Bedarf auf  ein Netzwerk von Spezialisten zu. So kooperiert die Agentur unter anderem mit den Innovations-Experten von LSP Coaches, Elizaveta Petcheniouk und Jennifer Pauli. Zum agilen Methodenkoffer zählt unter anderem Design Thinking und Lego Serious Play. Und: Der Kunde ist von Anfang "Verbündeter" und wird in die Gruppe integriert.

Der gesamte Prozess umfasst fünf Leistungsbereiche, sogenannte Module, die von Kunden einzeln gebucht werden können. Bei "Discover" geht es vor allem darum, "den Kopf zu öffnen", alles zu hinterfragen, auch ein etwaiges Briefing. Gearbeitet wird mit Workshops, Vorträgen oder anderen Impulsen und unter Einbeziehung von Spezialisten. Die Bandbreite ist theoretisch groß, reicht von App-Developern über Innenarchitekten und Marktforschern bis zu New-Work-Spezialisten und Zielgruppenbotschaftern. Oder mit dem Netzwerk des Kunden. Das Kalkül: Auf diese Weise ergeben sich mehrere Perspektiven, die im Einzelfall auch zu einem neuen Briefing führen. 

In Summe schneller und effizienter

Es ist vielleicht ein größerer Aufwand als beim sonst üblichen Procedere, räumt Ursula Schneider ein. Aber das relativiere sich aufgrund der größeren Effizienz und der Schnelligkeit bei den nachfolgenden Schritten, so die geschäftsführende Gesellschafterin von Grosse Liebe. Das Modul "Co-Create" dient dazu, gemeinsam mit den Stakeholdern, auch Media-Experten, verschiedene Lösungsansätze zu entwickeln. In Workshops werden mithilfe diverser Kreativ-Techniken "ein Maximum an Ideen" gesammelt - und dabei auch auf Lücken und Hindernisse überprüft, heißt es.

Aus diesen Ideen entstehen im Modul "Prototype" anfassbare Dummies. Das können Mock-Ups, Klick-Dummies, Storyboards, Sprachaufnahmen oder andere "Elemente" sein. Für alle gilt: Es sind jeweils Minimal-Entwürfe, die in einem nächsten Schritt validiert werden. Aus dem Blickwinkel der User. Für die Tests nutzt Hearbeats diverse Tools und Methoden wie A/B-Tests auf Websites oder in Social Media, Community-Feedback, qualitative Interviews oder Mafo-Sprints. Ziel ist es zu einem Ergebnis zu kommen, das im Modul "Release" umgesetzt werden. Iterativ und bei fortlaufender Optimierung.

Kein Angebot für die Mehrheit der Kunden

"Wir haben viele Probeläufe mit Kunden durchgeführt. Klar, es hat auch Überzeugungsarbeit gebraucht. Aber dann hat es bei den meisten gut funktioniert und die Erfolge waren schnell sichtbar", so Held. Einen ersten Neukunden, der das Heartbeat-Angebot nutzen will, gibt es bereits: ein Hamburger Versicherungsunternehmen, dessen Namen noch nicht genannt werden soll. Um den Gesamtprozess für Auftraggeber möglichst einfach zu machen, übernimmt ein Moderator die Steuerung. Bei ihm läuft alles zusammen.

"Hearbeats ist nicht das Konzept für die Mehrheit der Unternehmen", sagt Schneider, "aber wer hungrig auf Holistic ist, also mehrere Optionen und Perspektiven kennen und bewerten will, der wird schnell merken, welchen Mehrwert diese Vorgehensweise liefert." Aber natürlich habe auch ein Modell wie Grosse Liebe absolut seine Berechtigung. "Ich glaube an beide Positionierungen."

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Peter Hammer
Autor: Peter Hammer

Er begleitet seit vielen Jahren redaktionell die Agentur-Branche, kennt noch die Zeiten, als Werbung "sexy" war und mancher Protagonist wie ein Popstar gefeiert wurde. Das Hauptaugenmerk gilt aktuell den Themenfeldern "Agenturstrategie" sowie "Etats & Pitches". Vor allem interessieren ihn innovative Geschäftsmodelle und Konzepte, mit denen die Branche erfolgreich auf die permanenten Veränderungen in der Kommunikation reagieren kann.