Seit sechs Jahren ist Schill bei Serviceplan. Er kam, nachdem er bei Springer & Jacoby von Konstantin Jacoby vor die Tür gesetzt wurde. "Wir haben nie die gleiche Sprache gesprochen, zwischen uns hat es immer geknallt", sagt er über seinen damaligen Arbeitgeber. Bei der einst kreativsten Agentur Deutschlands hatte er seine Karriere nach seinem Studium an der Hochschule der Künste in Berlin begonnen. Innerhalb von vier Jahren stieg er bei S&J vom Juniortexter zum Kreativdirektor auf, 2003 wurde er als CCO in die Holding der Agentur berufen.

Schon damals zeigte sich, dass es Schills große Stärke ist, erfolgreiche Kreation in der Agentur zu erkennen und zu fördern. Bei Serviceplan hat er eine monatliche Runde eingeführt, in der jeder Agenturmitarbeiter vom Praktikanten zum Agenturboss seine Ideen vorstellen kann. Ein Gremium aus den Kreativchefs der Agenturen bewertet die Arbeiten und legt die besten Schill vor, der dann entscheidet, welche davon es wert sind, weiterentwickelt zu werden. "Damit haben wir ein Ventil für die Ideen, die im Raum stehen und gleichzeitig fördern wir die Motivation", sagt er.

Motivation und Spaß an Kreation – das sind Dinge, die Schill 2006 mit in die Holding gebracht hat. Seit 2008 steht er ihr als übergeordneter Kreativchef vor. Er versteht es, seine Mitarbeiter zu begeistern – schon lange sind es nicht nur die Hamburger, die die Preise einfahren. Vielmehr kommen aus den verschiedenen Ecken der Agentur Ideen und auch Löwen. So ist Plan.net in Cannes ebenso erfolgreich wie Mediaplus. Und München steht den Hamburger Kollegen in nichts nach. "Es ist schön zu sehen, dass unser Erfolg auf viele Schultern verteilt ist", sagt Schill.

Schill gilt als umgänglicher Mensch: nahbar, unkompliziert und entspannt. "Er ist keine Diva", heißt es bei seinen Mitarbeitern. Vielmehr hat er einen Funken bei Serviceplan entfacht, den viele, mit dem Titel "Direct Agency of the year" und einem Grand Prix in der Tasche, erst jetzt wirklich spüren und auch glauben.

"Auf meiner ersten Weihnachtsfeier bei Serviceplan habe ich gesagt, dass wir zu den drei kreativsten Agenturen Deutschland zählen wollen – ich glaube, die wenigsten haben da überhaupt zugehört, so unrealistisch ist das vielen erschienen", sagt er. Besonders stolz ist er, dass er den Turn bei Serviceplan ohne große personelle Veränderungen geschafft hat.

Die vielen Preise und der verlockende Ausblick darauf, hier in Cannes Jung von Matt vom Thron stoßen zu können, freuen ihn, das trägt er auch nach außen. Doch die ganz große Party bricht Schill dennoch nicht vom Zaun: "Ich bin sehr demütig", sagt er. Denn auch wenn er in diesem Jahr erfolgreich ist, so heißt das nicht, dass es im kommenden Jahr wieder so sein wird. „Es fängt Jahr für Jahr wieder auf einem leeren, weißen Blatt Papier an“, sagt er. Und dennoch hat er es geschafft, jährlich das Ergebnis zu verbessern. „Ich will in jedem Jahr besser zu sein als ich es im vergangenen Jahr war“, ist sein Credo. Für 2013 könnte das ziemlich schwierig werden.


Lena Herrmann
Autor: Lena Herrmann

hat bei der W&V ihr journalistisches Handwerkszeug gelernt und dort viele Jahre lang hauptsächlich markenstrategische Themen verantwortet, bevor sie sich als freiberufliche Journalistin und Podcast-Redakteurin selbstständig gemacht hat. Zudem hat sie die Podcast-Formate der W&V maßgeblich entwickelt und betreut. Sie ist Podcast-Host und steht regelmäßig als Moderatorin auf der Bühne.