Kommentar:
Thomas Strerath ist angezählt
Nach dem Vorwurf der Shortlistmanipulation hat der bisherige Effie-Jurychef schnell die Konsequenzen gezogen. Doch der entstandene Schaden ist riesig und die Reputation von Thomas Strerath beschädigt. Ein Kommentar von Peter Hammer.
Was denken Sie, wenn Sie das Wort "formaljuristisch" lesen? An verstaubte Bürokraten und Petitessen. Nicht aber an Weitsicht oder gar an Fortschritt. Genau diesen Eindruck aber will Thomas Strerath, Vorstand bei Jung von Matt, vermitteln, wenn es um seine Person geht. Es war formaljuristisch nicht korrekt, Jung von Matt beim diesjährigen Effie nachzunominieren und ohne Jury-Rücksprache das Ergebnis zu verändern. Aber es war doch richtig in seinen Augen. Weil GWA-Chef Ingomar Faecks zugestimmt hat. Weil niemand geschädigt wurde. Weil es am Ende doch nur Sieger gab.
Wirklich? Der Effie ist das Aushängeschild des Branchenverbands. Mit ihm wollen die Werber bei Auftraggebern punkten und beweisen, dass Kommunikation eben ein wichtiger und wertsteigernder Faktor sein kann. Wer da, aus welchem Grund auch immer, manipuliert, schädigt den Preis und damit die Branche. Außerdem: Als Jurychef war Strerath der Neutralität verpflichtet. Nicht zuletzt deshalb hatte er kein Stimmrecht. Strerath aber handelte als Diener zweier Herren: er wollte eine elegante Lösung des Problems für den GWA, aber gleichzeitig auch seinen Partner Jean-Remy von Matt zufriedenstellen. Dieser hätte nie akzeptiert, dass Jung von Matt bei Astra leer ausgeht, bestätigt Strerath gegenüber W&V. Doch diese Doppelstrategie konnte nur schief gehen.
Insofern war Streraths Versuch, die missliebige Effie-Diskussion durch eine Grundsatzdebatte zum Urheberrecht abzuwürgen, nachvollziehbar. Doch auch das wird diesmal nicht klappen. Thomas Strerath ist angezählt.