Es mag außerdem sinnvoll sein, für die Kommunikation in den sozialen Medien neue, silofreie Strukturen aufzusetzen, um Content zu kuratieren und besser zu kontrollieren. Obgleich sich das Marketing klar sein muss, dass das "Immer mehr, immer schneller, immer günstiger" in der Kommunikation genau zu dem Problem führte, mit dem es Volkswagen jetzt zu tun hat. Es nützt nichts, den Agenturen die Schuld zu geben, die, wie Stackmann vor versammelter Journaille sagte, ja so viele wechselnde Leute auf einem Etat beschäftigten. Die Flexibilität und der Kostendruck, die Kunden heute Agenturen abverlangen, zwingen sie nun mal dazu, nicht permanent ihre besten Kräfte für einen Kunden vorzuhalten. Sie müssen alle Kräfte ökonomisch sinnvoll auslasten. Das war schon vor Corona so.

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Jochen Sengpiehl muss im Zweifel selbst gehen

Marketingchef Jochen Sengpiehl hat im Laufe des Pressegesprächs zweimal betont, er allein trage die Verantwortung für das Video. Er stellte sich damit vor seine Mitarbeiter*innen, als die Frage aufkam, wer eigentlich zuletzt das gesamte Material freigegeben hat. Dazu sagte VW nämlich nichts. Sengpiehls Akt ist ehrenhaft, bedeutet aber im Zweifel auch, selbst den Hut zu nehmen, wenn es darauf ankommt. Der Marketer, das konnte man spüren, wirkt angezählt. Schnitzer diesen Ausmaßes darf er sich in nächster Zukunft nicht mehr erlauben.


Conrad Breyer, W&V
Autor: Conrad Breyer

Er kam über Umwege zur W&V. Als Allrounder sollte er nach seinem Volontoriat bei Media & Marketing einst beim Kontakter als Reporter einfach nur aushelfen, blieb dann aber und machte seinen Weg im Verlag. Conrad interessiert sich für alles, was Werber- und Marketer:innen unter den Nägeln brennt. Seine Schwerpunktthemen sind UX, Kreation, Agenturstrategie. Privat engagiert er sich für LGBTQI*-Rechte, insbesondere in der Ukraine.