Wahlkampf 2011: Wer wirbt am besten in Bremen?
Die Mächtigen im Bundesland Bremen müssen sich in diesem Wahlkampf nicht anstrengen – und das sieht man auch den Wahlplakaten an. Mit Pfeffer, Witz und Brisanz punktet keines der Motive. Sehen Sie das genauso? Hier geht es zur Abstimmung!
Erschüttern werden die Wahlen zur Bürgerschaft in Bremen die Grundfesten der Republik nicht. Das Ergebnis steht schon lange fest. Die rot-grüne Regierung wird am Sonntag im Amt wohl bestätigt werden – und damit auch die aktuellen Tendenzen in Deutschland spiegeln.
Die SPD bliebe laut einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen vom 13. Mai stabil bei 37 Prozent (plus 0,3 Prozent). Die Partei ist seit 66 Jahren in Bremen an der Macht. Die Grünen immerhin dürften wie im Bundestrend im Vergleich zu den Wahlen von 2007 deutlich zulegen. Statt 16,5 Prozent könnte die Partei bis zu 24 Prozent der Stimmen erhalten – mehr als die CDU. Die Christdemokraten sind 2007 immerhin zweitstärkste Kraft (25,6 Prozent) geworden; 2011 werden sie mit aktuell 19 Prozent Zustimmung vielleicht noch unter dem Resultat der Grünen liegen. Das kennt die CDU nun schon von Baden-Württemberg.
Wenig überraschend auch: FDP und Linke müssen – mal wieder in diesem Superwahljahr - um den Einzug ins Parlament fürchten. Der neue FDP-Vorsitzende Philipp Rösler will zwar noch versuchen, den Trend umzukehren. In der kurzen Zeit dürfte er mit seinen Auftritten allerdings nicht mehr viel ausrichten können.
Die Mächtigen im Land müssen sich in diesem Wahlkampf nicht anstrengen – und das sieht man auch den Wahlplakaten an (siehe Bildergalerie). Mit Pfeffer, Witz und Brisanz punktet keines der Motive. Am kreativsten wirken noch die Prints der Grünen (Agentur: MKK, Bremen), die mit vertrauter Grafik aktuelle Themen ansprechend aufbereiten.
Das Problem ist sicher auch den niedrigen Budgets geschuldet, das den Parteien im kleinen Bremen für den Wahlkampf zur Verfügung steht. Tatsächlich arbeiten die Politiker eher mit kleineren Agenturen zusammen. Vielleicht fehlt es auf allen Seiten aber auch einfach an Mut. Am schlimmsten ist die FDP, die ihren Spitzenkandidaten Oliver Möllenstädt beim Joggen inszeniert (Agentur: Liberal Verlag, Berlin). In Bremerhaven stemmt Kandidat Mark Ella eine Hantel. Dynamisch und kraftvoll soll das wirken, dabei ist es gewollt und öd.
Dabei hätte die Hansestadt genügend Probleme zu bieten, für die intelligente Lösungen auch in der Kommunikation gefragt wären. Bremen leidet unter einem hohen Schuldendruck, etlichen Firmen-Insolvenzen; auch bei Pisa steht das kleine Land nicht gut da. Von „atemloser Stille“ spricht Rita Mohr-Lüllmann, die Spitzenkandidatin der CDU, in der "Süddeutschen Zeitung". Die CDU-Politikerin müht sich durch den für ihre Partei aussichtslosen Wahlkampf, verliert aber nie ihre gute Laune. Die Christdemokraten setzen ganz klassisch auf Innen-, Finanz-, Wirtschafts- und Bildungspolitik (Slogan: „Jetzt das Richtige tun.“); sie hat sich personell und inhaltlich neu aufgestellt. Jedes Ressort im Schattenkabinett Mohr-Lüllmanns ist mit einer Fachfrau, einem Fachmann besetzt. Doch die Frau kann noch so viele Defizite der rot-grünen Regierung aufzählen – die Wähler interessiert das nicht. Sie werden am 22. Mai ihre Bremen-Partei, die SPD, wählen. Deren Slogan lautet: „Echt Bremen“ (Agentur: Mann und Maus, Hannover).
Im Wahlkampf dominiert der klassische Straßenwahlkampf mit Plakaten, Infoständen, Flyern und Postkarten. Das Internet spielt eine untergeordnete Rolle. Facebook-Profile haben die meisten Kandidaten, aber Karoline Linnert, Spitzenkandidatin der Grünen, hat noch nicht mal eine eigene Website (Slogan: „Wir bleiben dran“). Die Grünen vertrauen ganz auf ihre zentrale Wahlkampfwebsite, die beispielsweise mit der interaktiven 3-Tage-Wach-Aktion drei Tage vor der Wahl vor allem junge Wähler überzeugen will. Sie haben offenbar die besten Chancen dafür.