Thomas Koch:
Die 10 Gebote für Media-Dummies
Jede Gesellschaft braucht Regeln. Sogar die Mediabranche. Weil dort trotz des Code of Conduct alles drunter und drüber läuft, ist eine Adaption der Zehn Gebote überfällig. Unser Blogger Thomas Koch alias Mr. Media hat das mal für uns alle erledigt.
Jede Gesellschaft braucht Regeln, denn ohne sie läuft alles drunter und drüber. Ein solches Grundgesetz bilden die berühmten Zehn Gebote, die Moses einst auf dem Berg Sinai empfing. Sie enthalten eine Liste ethischer Regeln von grundlegender Bedeutung. Da in unserer Branche trotz des Code of Conduct alles drunter und drüber läuft, ist eine Adaption überfällig.
Also - to whom it may concern. Die Zehn Gebote für Medialeute, frei nach Moses:
Ich bin der Herr, dein Kunde!
1. Du sollst keine anderen Kunden neben mir haben.
Und erst recht nicht aus derselben Branche. Du willst denen ja doch nur meine Daten verkaufen. Wenn ich anrufe, bin ich dein einziger und wichtigster Auftraggeber. Und hör auf, mir ständig diese unerfahrenen Youngster unterzujubeln. Ich erwarte höchste Beratungsqualität. Sonst kann ich es auch gleich selber machen.
2. Du sollst den Namen Deines Kunden nicht verunehren.
Auch wenn ich nicht immer ganz einfach bin, erwarte ich Respekt. Mich zu verunehren oder gar zu hintergehen, wird mit sofortigem Etatentzug bestraft. Damit kann man euch immer erpressen: Denn Geld ist bekanntlich das Einzige, was euch wirklich interessiert.
3. Du sollst den Tag des Kunden heiligen.
Wenn ich sage, ich brauche das heute, dann meine ich heute und nicht übermorgen. Wenn ihr durch New Business ständig dicht seid, weil ihr eure P&L noch nicht beisammen habt, ist das nicht meine Schuld. Ich bin der Chef und ihr der Dienstleister. So läuft das nun mal. Wer zahlt, schafft an. Merk dir das endlich.
4. Du sollst Procurement Manager und Marketingchefin ehren.
Auch wenn du die Ansagen meiner Apostel leider so oft nicht verstehst, folge ihnen bedingungslos. Sie haben das Wohl der Firma und unserer Marke im Sinn. Dass dieses Wohl in diametralem Gegensatz zum Wohl deiner Agentur und eurer sehr speziellen Agenda steht, ist bedeutungslos. Wer zuwiderhandelt, kommt in die Hölle.
5. Du sollst nicht töten.
Wenn dir ein Medium oder ein Werbeträger nicht mehr passt, weil sie nicht in gebührend gebückter Haltung absurd hohe Agenturrabatte rausrücken, hast du noch lange kein Recht, ihnen den Todesstoß zu versetzen. Über Leben und Tod entscheide immer noch ich.
6. Du sollst nicht ehebrechen.
Wenn du meine Rabatte nutzt, um sie im Pitch Neukunden in den Rachen zu stopfen und denkst, ich merke das nicht, verstößt du gegen den Ehevertrag. Das gibt Scheidung. Und eine saftige Schadensersatz-Zahlung obendrein. Merke: Darüber ist schon so mancher Mediaagentur-CEO gestürzt.
7. Du sollst nicht stehlen.
Das viele Geld, mit dem Du jeden Tag umgehst, ist meine ehrlich (Ich weiß, auf dem Ohr seid ihr taub…) und hart verdiente Kohle. Kein Cent davon gehört dir. Und die Rabatte, die du mit meinem Etat bekommst, gehören mir übrigens auch. Und zwar ausnahmslos. Alle.
8. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.
Die Kollegen in anderen Agenturen haben auch keinen blassen Schimmer wie Werbung wirkt. Also tu nicht so, als hättet ihr die ROI-Weisheit alleine gepachtet. Ihr stochert doch alle nur im GRP-Nebel herum. Und ich Idiot bezahle noch eure Ahnungslosigkeit.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Mitarbeiterin.
Wenn du dringend neue Arbeitssklaven brauchst, weil die alten vor lauter Profitdruck und Arbeitsüberlastung in Scharen davonlaufen, dann bildet sie gefälligst selbst aus.Oder könnt ihr das auch nicht? Die Gehälter hochzutreiben geht schließlich alleine auf meine Kosten. Da spiele ich nicht mit.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Etat.
Deine Kollegen verdienen sich an dem Kunden dumm und dusselig. Sie müssen schließlich auch irgendwie ihre Rendite erwirtschaften. Andere Agenturen zu unterbieten oder noch höhere Garantien zu versprechen (die ihr ohnehin nicht halten könnt), bringt keinen weiter. Am Ende müsst ihr doch nur wieder Kosten sparen und das geht zulasten meiner Betreuung. No way!
Und weil’s so schön war, sollten wir noch einen Blick auf Die sieben Todsünden werfen:
1. Hochmut
2. Habgier
3. Neid
4. Zorn
5. Wollust
6. Maßlosigkeit
7. Trägkeit.
Nein, lieber nicht. Das würde dann doch zu böse…
Thomas Koch, Agenturgründer, Ex-Starcom-Manager, Wirtschaftswoche-Kolumnist, Herausgeber von "Clap" und Media-Persönlichkeit des Jahres, bloggt für W&V. Er ist "Mr. Media".