3. Mobile Vorrang einräumen

Von den aktuellen Video-Views kommen 65 Prozent von Mobil-Geräten. Die Zahl der Mobile-Nutzer wächst unaufhaltsam und hier verdient Facebook auch gutes Geld. Etwa 69 Prozent steuerten die Anzeigen auf Smartphones zum Werbe-Umsatz im vierten Quartal 2014 bei. Hier sieht die für das Tagesgeschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg noch viel Luft nach oben. Auch der vorwiegend mobil genutzte Fotodienst Instagram stehe erst am Anfang der Monetarisierung.

4. Attraktiv bleiben für junge Zielgruppen

Mit einer überzeugenden Mobile-First-Strategie ist schon mal viel gewonnen, um auch für jüngere Nutzer unverzichtbar zu bleiben. Die Mär von der sinkenden Reichweite unter Teenagern ist derzeit nicht mehr als eine "urban legend", die gerne wiederholt wird. Noch hat Facebook nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Und selbst wenn Teenager zu Instagram oder Whats App wechseln - es bleibt ja in der Familie.

5. Die europäischen Datenschützer besänftigen

Männer wie Peter Schaar oder Johannes Caspar verdanken ihre Aufmerksamkeit ihren Tiraden gegen Online-Unternehmen wie Google, Facebook oder Twitter - etwa hier in der aktuellen W&V. Facebook sollte ein Gespür für die europäische Mentalität aufbauen. Das hilft nicht nur bei Kartellverfahren wie der Übernahme von Whats App, sondern auch bei Verhandlungen mit europäischen Markenartiklern wie Unilever, L'Oreal und Mercedes. Diese Vorzeigefirmen können es sich gar nicht leisten, ein Social Network einzusetzen, dass ihren Kunden missbehagen könnte.

Und damit gleich zum nächsten Punkt:

6. Die Öffentlichkeit für sich einnehmen

Statt User zur Offenherzigkeit zwangszuverpflichten, tut Facebook gut daran, europäischen Gepflogenheiten entgegenzukommen. Und die sind nun mal anders als die der Amerikaner, die sich eher gegenseitig ihr Gehalt offenlegen als zusammen in die Sauna zu gehen. Die jüngsten Datenschutz-Änderungen Ende Januar waren da schon ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die traditionellen Medien wieder wie die Lemminge mit Panikmache reagierten -  obwohl selbst die Stiftung Warentest Facebook für seine Transparenz und die ausführlichen Erläuterungen lobte. Vielleicht wird sich das öffentliche Bild von Facebook aber erst dann ändern, wenn auf den entscheidenden Chefredakteurs-Posten Vertreter der Gen Y sitzen. 

7. Die Zukäufe ausschlachten

Seine Position im Werbemarkt will Facebook mit der Übernahme von Ad-Technologien stärken. 2013 erfolgte der Kauf von Atlas, im vergangenen Jahr der von Liverail. Mit Liverail lässt sich Video-Content besser vermarkten, doch seit der Übernahme blieb es merkwürdig still um Liverail. Anders dagegen mit Atlas: Die Adserver-Technologie kann den Weg der User über verschiedene Geräte hinweg nachverfolgen. Damit kann man auch den lästigen Cookies (und der europäischen E-Privacy-Richtlinie) ein Schnippchen schlagen. Erste Partnerschaften mit Media-Agenturen sind bereits angelaufen. Als nächster Schritt steht die Vermarktung für Drittseiten an.

8. Whats App als Zweitmarke pflegen

22 Miliarden Dollar hat sich Facebook den Kauf von Whats App kosten lassen - und bisher hoch und heilig geschworen, beide Dienste getrennt zu fahren. Allerdings zweifeln Datenschützer daran. Aus der Sicht eines Markenstrategen gibt es allerdings gute Gründe, Facebook und Whats App unterschiedlich auszustatten. Denn genau das sei auch die Devise von Procter & Gamble, schreibt Will Critchlow bei Media.com. Der US-Konzern sei gerade deswegen erfolgreich, weil er günstige und Luxus-Marken unter einem Dach vereint. Für Facebook durchaus nachahmenswert: Facebook, Instagram und Whats App pflegen ihre Eigenheiten (auch was Werbe-Möglichkeiten angeht) und sprechen damit andere Zielgruppen an.

9. Coole Arbeitgeber-Marke bleiben - auch für Frauen

In den USA steht Facebook an dritter Stelle der beliebtesten Arbeitgeber aus dem Tech-Segment. Wie die Konkurrenz hat Facebook jedoch einen blinden Fleck bei der Rekrutierung. Frauen sind auffallend unterrepräsentiert, auch wenn Facebook mit Sheryl Sandberg eine prominente Vorzeige-Frau hat. Wenn Dölz die ausgefahrenen Gleise verlassen will, sollte sie sich für Fairness und Wertschätzung einsetzen. Darauf kommt es der Gen Y an. Mit dem Angebot, das Kinderkriegen aufzuschieben und sich stattdessen Eizellen einfrieren zu lassen, wird Facebook hierzulande wohl weniger punkten können.

10. Schreibtisch einrichten

Zuguterletzt: Noch sieht der Schreibtisch, an dem Dölz sich in den neuen Facebook-Räumen in Hamburg hat ablichten lassen, sehr leer aus. Hier liegt schon mal die erste Aufgabe - und die vermutlich am leichtesten zu lösende.

 


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.