Jeff Bezos:
Amazon will Paketdienste nicht verprellen
Amazon-Chef Jeff Bezos verkündet einen Rekordgewinn im Weihnachtsquartal. Der Online-Händler sendet gleichzeitig beruhigende Signale in Richtung Paketdienste.
Der Online-Handelsriese Amazon hat zum Jahresende dank eines boomenden Weihnachtsgeschäfts soviel Geld verdient wie noch nie zuvor - und begeisterte trotzdem nicht die Börsianer. Von Oktober bis Dezember stieg der Überschuss um mehr als die Hälfte verglichen mit dem Vorjahreswert auf 482 Millionen Dollar (440 Mio Euro), wie der US-Konzern mitteilte. Damit erzielte das Unternehmen das beste Quartalsergebnis seiner 19-jährigen Börsengeschichte.
Die Erlöse legten im Schlussquartal um 22 Prozent zum Vorjahr auf 35,7 Milliarden Dollar zu. Der starke Dollar, der Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung reduziert, belastete. Ohne den Einfluss des Wechselkurses hätte das Umsatzplus bei 26 Prozent gelegen. Die Geschäfte brummten vor allem im nordamerikanischen Heimatmarkt, wo die Erlöse um 24 Prozent wuchsen.
Konkrete Zahlen für Deutschland gibt es nicht. Jedoch sprach Amazon bereits Anfang Januar 2016 von einem "Rekordweihnachtsgeschäft" im hiesigen Markt. Die Marke baut hierzulande außerdem eigene Zustellkapazitäten auf. Finanzchef Brian Olsavsky betonte jetzt, dass die traditionellen Paketdienste weiterhin Partner bleiben, sie allerdings in manchen Ländern von der Menge überfordert sind. Aktuell erprobt Amazon einen eigenen Lieferservice für die Münchener Kunden, weitere deutsche Städte sollen folgen.
Die weiteren Anzeichen für gute Geschäft in Deutschland und auf dem Kontinent: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr seine Mitarbeiter-Zahl in Europa um rund ein Drittel auf über 40.000 Vollzeit-Beschäftigte ausgebaut. In diesem Jahr sollen mehrere Tausend weitere Jobs hinzukommen, allein in Deutschland sind es 1.500 Stellen.
Die Konkurrenz hatte zuletzt gemischte Ergebnisse vorgelegt - während die Quartalszahlen und der Geschäftsausblick vom deutlich kleineren Wettbewerber Ebay am Vortag enttäuschten, trotzte der große Rivale Alibaba den Konjunktursorgen in China und steigerte den Umsatz um über 30 Prozent.
Für das erste Quartal 2016 stellte Amazon einen Umsatz zwischen 26,5 und 29 Milliarden Dollar und ein operatives Ergebnis zwischen 100 und 700 Millionen Dollar in Aussicht.
Dass Amazon überhaupt profitabel wirtschaftet, ist alles andere als die Regel. In der Vergangenheit hat das Unternehmen seine Aktionäre schon oft mit hohen Verlusten verprellt. Konzernchef Jeff Bezos investiert das Geld auch weiter mit vollen Händen, um die Vormachtstellung im E-Commerce zu verteidigen. Im Schlussquartal wuchsen die Ausgaben zum Vorjahr um gut 20 Prozent auf knapp 35 Milliarden Dollar.
Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 gelang es Amazon erstmals, bei Umsatz die Marke von 100 Milliarden Dollar zu knacken. Die Erlöse kletterten im Vergleich zum Vorjahr von 89 auf 107 Milliarden Dollar. Das Unternehmen verbuchte einen Nettogewinn von 596 Millionen Dollar. 2014 hatte Amazon noch mit einem Verlust in Höhe von 241 Millionen Dollar abgeschlossen. (mit dpa)