In der hochwertigsten Version ist das Gehäuse vergoldet. Mit Rücksicht auf das kleine Display wurde eine komplett neue Bedienung entwickelt. Die einzelnen Apps werden mit runden Symbolen angezeigt. Die Steuerung läuft zum Teil über den von herkömmlichen Uhren bekannten Drehknopf an der Seite. Er dient zur Navigation auf dem Bildschirm und übernimmt auch die Rolle des Home-Buttons. Die Uhr braucht für die meisten Funktionen die Verbindung zu einem iPhone. Sie funktioniert mit Apple-Handys ab dem zwei Jahre alten Modell iPhone 5. Zugleich soll sie das neue Bezahlsystem Apple Pay aber auch im Alleingang unterstützen. Die Uhr wird Anfang kommenden Jahres ab 349 Dollar verfügbar sein. Apple machte keine konkreten Angaben zur Batterielaufzeit.

Die Funktionen der Uhr erinnern an bisherige Modelle unter anderem von Samsung, LG und Motorola (eine Bewertung der Konkurrenten finden Sie bei LEAD digital). Bei den aktuellen Computeruhren kritisierten Branchenbeobachter oft die Bedienung und die Akkulaufzeiten. Es wird sich zeigen, ob es Apple gelingt, die Vision eleganter umzusetzen. Cook muss mit der Computeruhr beweisen, dass er die Fußstapfen seines großen Vorgängers Steve Jobs ausfüllen kann. Sie wurde komplett nach dem Tod von Jobs im Oktober 2011 entwickelt.

Apple präsentierte wie erwartet auch zwei größere iPhone-Modelle mit Display-Diagonalen von 4,7 und 5,5 Zoll (knapp 12 und knapp 14 cm). Sie heißen iPhone 6 und iPhone 6 Plus und kommen am 19. September auf den Markt. "Sie sind größer, sie sind viel größer", sagte Marketingchef Phil Schiller. Konkurrierende Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android haben schon länger größere Displays - und reiben das den Apple-Jüngern auch gerne humorvoll unter die Nase. Apple sperrte sich bisher gegen diesen Trend.

Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt. Es macht über die Hälfte des Geschäfts des Konzerns aus. Apples Anteil am weltweiten Smartphone-Markt war zuletzt auf zwölf Prozent abgerutscht. Samsung ist mit seinen Android-Handys der weltweite Marktführer. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Apple mit den neuen Modellen im Weihnachtsgeschäft deutlich aufholen dürfte.

Zudem stellte Apple eine digitale Geldbörse im neuen iPhone 6 vor. Sie ist als Alternative zu Bankkarten und Bargeld gedacht. Damit soll es reichen, das Telefon an das Lesegerät an der Kasse zu halten und die Zahlung per Fingerabdruck auf dem iPhone-Sensor zu bestätigen. Apple Pay nutzt den Nahfunk-Standard NFC, auf den die Finanzbranche bei mobilen Bezahldiensten setzt. Das System Apple Pay wird zunächst nur in den USA eingeführt.

Apple sammele dabei keine Daten, betonte iTunes-Chef Eddy Cue. "Apple weiß nicht, was Sie gekauft haben, wo Sie es gekauft haben und wie viel Sie dafür bezahlt haben." Auch mit dem Händler würden dabei keine Karten-Informationen geteilt. Der Konzern nannte als Partner die Kreditkarten-Konzerne Mastercard, Visa und American Express sowie mehrere US-Banken. Die Finanzbranche und Mobilfunk-Anbieter versuchen seit Jahren, eine digitale Brieftasche im Smartphone zu etablieren, besonders in Deutschland ein schwieriges Unterfangen. Im Gegensatz dazu stehen die Chancen von Apple Pay ganz gut, meint der Mobile Payment-Experte Key Pousttchi.

Apple wird zugetraut, den Bemühungen einen kräftigen Schub zu geben. Ausgerechnet an dem wichtigen Abend leistete sich Apple eine Panne: Der Live-Stream im Internet brach immer wieder zusammen. Die Übertragung lief erst zum Schluss wieder stabil, als die irische Band U2 auftrat. Die Musiker spielten Lieder aus ihrem neuen Album "Songs of Innocence", das Apple 500 Millionen Nutzern seiner Online-Plattform iTunes schenkt. Es dürfte damit einen Rekord als am häufigsten heruntergeladenes Album aufstellen.

(am/dpa)