W&V Future Conference:
Buzzfeed-Manager Hayward: "Keiner geht mit einer Banner-Ad ins Bett"
Die Experten der W&V Future Conference haben einen Blick in die Zukunft gewagt. Mit provokanten Thesen zur Zukunft des Marketing diskutierten sie über Trends wie Content Marketing und Crowdsourcing.
Nach oben gegelte Haare, ein aufgesetztes Lachen und eine Hand, die den Kontakt zum Gegenüber sucht. “Wer will mit so einem Partygast nach Hause gehen?” fragte Will Hayward, Vice President of Advertising Europa bei Buzzfeed. Mit den Buh-Rufen der Teilnehmer bei der W&V Future Conference hatte Hayward gerechnet. Für ihn ist der Verkäufertypus mit Reklamelächeln - respektive die Banner Ad - ein klares Auslaufmodell. “Wer sich auf einer Party wie eine Banner-Ad verhält, bleibt meist allein”, spottete Hayward.
Derjenige, der spannende Geschichte erzählt, komme dagegen gut an. Am Beispiel eines Katzen-Video-Ads für Purina Tidy Cats zeigte der Buzzfeed-Manager aus London, wie sich Produkte aufmerksamkeitsstark inszenieren lassen können. Was Content Marketing und Social Sharing für klassische Werbung bedeuten, war auf der eintägigen Konferenz, zu der rund 100 Teilnehmer nach München kamen, ein großes Thema. Christian Scholz, CEO Mindshare, glaubt zwar weiterhin an die Kraft von Paid Media - und auch an Banner. Doch stimmte er Patrick Wolf, Geschäftsführer beim Content-Produzenten Wunder Media Productions, und Dirk Spielmann, CEO und Gründer der Social Sharing-Plattform Piccing, zu, dass sich Werbung grundlegend ändern wird. Der Konsument, der den Wert der Inhalte beurteilt, ist letztlich derjenige, der für die Verbreitung sorgt.
Von der Tendenz, den Kunden immer stärker mit einzubeziehen, gab auch Catharina van Delden, Geschäftsführerin von Innosabi und Vorstand im Verband Bitkom, eine Kostprobe. Unter den Konferenzteilnehmern verteilte sie Haribo-Gummibärchen mit Geschmacksrichtungen wie Granatapfel, Waldmeister und Rhabarber. Für die Entwicklung der Bären, die in allen Regenbogenfarben schimmerten, hat Haribo seine Konsumenten eingespannt. Laut Prognosen des Marktforschers Gartner werden bis zum Jahr 2017 die Hälfte der Konsumgüterproduzenten 75 Prozent ihrer Forschungs- und Entwicklungskosten durch Crowdsourcing-Lösungen decken.
Wie das Produkt selbst zum Werbeträger wird, war auf der W&V Future Conference ebenfalls eines der großen Themen. Laut Christian Rätsch, CEO Saatchi & Saatchi, wird Kommunikation immer mehr zum Service. Für den Marketingleiter bedeutet das, dass er bei der Produktentwicklung von Anfang an dabei ist. Als Beispiel dafür führte Rätsch während der Podiumsdiskussion “Die neue Rolle des CMO: Wie Digital die Wertschöfpungskette und das Marketing verändert” die Marke Pampers an, die Mütter auf der Website Tipps rund um die Themen Baby und Kinder geben. Bei Robert Bosch geht man ähnliche Wege. Mit der Bosch Toolbox-App erhalten Konsumenten über diverse Features sowie spezielle Angebote und Rabatte echten Mehrwert bietet. Das Unternehmen kann somit seinen Abverkauf ankurbeln sowie Loyalität fördern, wie Christina Gänzler, Director Brandmanagment bei Professional Power Tools EMEA bei Robert Bosch ausführte. Festgestellt hat sie auch, dass Gamification stark auf die Kundenbindung einzahlt.
Während Gamification oftmals noch mit reinem Spielen verwechselt wird, steckt hinter der Strategie vielmehr das Ziel, Konsumenten über positive Bestätigung zu einer bestimmten Handlungsweise zu motivieren. Alissia Iljaitsch, Executive Director EMEA bei der Technologie- und Design-Agentur Vectorform, stellte in ihrem Vortrag “Play with me! Mit Wearables, Robotics und Gamification den Kunden engagieren und loyalisieren” internationale Best Cases vor. Eines davon: DTE Energy. Ein Energieunternehmen aus Michigan in den USA, das unnötigen Stromverbrauch der Hausbewohner über die Gaming-App “Know your own Power” reguliert.