Kontakter-Index für die Digitalbranche:
BVDW-Chef Arndt Groth rechnet mit schwächerem Digital-Wachstum
Der konjunkturellen Entwicklung kann sich auch die Digitalwirtschaft nicht ganz entziehen. BVDW-Präsident Arndt Groth skizziert im Interview die Herausforderungen der Branche 2013.
Der konjunkturellen Entwicklung kann sich auch die Digitalwirtschaft nicht ganz entziehen: Wie der Kontakter-Index für die Digitalbranche zeigt, fällt die Erwartung des Segments für das nächste Quartal verhaltener aus. Die Wachstumskurve flacht ab, rund die Hälfte der Befragten erwartet eine gleichbleibende Geschäftsentwicklung. Neben der wirtschaftlichen Gesamtsituation gibt es auch andere Herausforderungen, denen sich die Digitalbranche 2013 gegenüber sieht. Arndt Groth, Präsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft, skizziert im Interview, wie Trendbereiche die Erwartungen in sie erfüllen sollen - und wie die Wirtschaft auf politische Vorhaben reagieren sollte.
Herr Groth, kühlt der Markt ab? Sind das Stagnationszeichen oder handelt es sich um einen saisonalen Effekt?
Die abflachende Konjunktur der gesamten Wirtschaft hinterlässt auch in dem Zukunftsmarkt der digitalen Wirtschaft ihre Spuren. In der Betrachtung des untersuchten Zeitraums führt die Zurückhaltung bei den Marketingausgaben im Online-Marketing insgesamt zu einem schwächeren Wachstum. Ähnliche Tendenzen bestätigt der Online-Vermarkterkreis (OVK) im BVDW anhand seiner Marktstatistiken.
Welchen Herausforderungen sieht sich die Digitalwirtschaft 2013 gegenüber?
Das kommende Jahr 2013 steht unter dem Zeichen von Mobile Marketing und Real Time Advertising (RTA). Die Mobile Internetnutzung in der Bevölkerung steigt um ein Vielfaches. Mobile wird nun den Nachweis antreten müssen, dass ein wirklich eigenständiger Paid Advertising Kanal entstanden ist. Die Unit Mobile Advertising (MAC) im BVDW arbeitet dazu bereits an einer neuen Werbewirkungsstudie, die im Frühjahr veröffentlicht werden soll.
Und bei Real Time Advertising?
Bei RTA wird die Branche mit vielen Vorurteilen aufräumen. Schließlich geht es nicht um ein günstiges Bidding auf Impressions, sondern um das effiziente Verbinden von Angebot und Nachfrage unter Verwendung von Daten. Unser Verband wird stellvertretend für die Branche in diesem und weiteren Wirtschaftssegmenten einen richtungsweisenden Dialog führen.
Welche Rolle spielen Gesetzgebungsvorhaben und Rechtsunsicherheiten bei der zurückhaltenderen Erwartung des Marktes?
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ein wichtiger Faktor bei Unternehmensentscheidungen. Das ist in allen Branchen der Fall und sieht man täglich an den Reaktionen der Finanzmärkte, die sehr sensibel auf politische Ereignisse reagieren. Bezogen auf die digitale Wirtschaft reicht ein Blick zu den Nachbarn in den Niederlanden. Dort sind seit Jahresbeginn keine Cookies ohne Einwilligung mehr erlaubt. Die holländische Regierung hat es verpasst, klare und ausgewogene gesetzliche Vorgaben sowie rechtssichere Alternativen für die dortige digitale Wirtschaft vorzugeben. Eine EU-Vorgabe wurde so radikal umgesetzt, dass die dortige Online-Werbewirtschaft massiv gefährdet ist. Als Ergänzung einer bestehenden Gesetzgebung in Deutschland sind selbstregulative Ansätze sehr sinnvoll, da dies flexible Möglichkeiten eröffnet, konkretes Recht erfahrbar zu machen. Wie dies gelingen kann, zeigt der Deutsche Datenschutzrat Online-Werbung (DDOW). Der DDOW ist als Selbstregulierungsinitiative der Online-Werbewirtschaft gegründet worden. Er setzt auf Transparenz und Aufklärungsarbeit der Privatnutzer. Dadurch wird angestrebt, den wachsenden Ansprüchen von Bundesregierung und Datenschützern zu entsprechen, so dass das Wachstum der Branche gefördert und nicht per staatlicher Überregulierung eingeschränkt wird.
Mehr zu diesen Themen und dem Kontakter-Index für die Digitalbranche lesen Sie im aktuellen Kontakter (48/2012) ab Seite 18.