Hierzulande tun sich noch viele schwer mit Snapchat. Mercedes Benz und Audi beispielsweise nutzen die App in den USA schon länger, in Deutschland merkt man davon nichts. Wieso sind deutsche Unternehmen so zögerlich, wenn es um Snapchat geht?

Die Mechanik von Snapchat stellt Unternehmen vor einige Herausforderungen. Inhalte in Echtzeit zu veröffentlichen erfordert Mut, Kreativität und kurze Entscheidungswege. Wir bei Sixt sind das durch unsere täglichen Prozesse gewohnt und kennen unseren inhaltlichen Spielraum. Wir haben grundsätzlich das Vertrauen unserer Vorgesetzten.

Wie sieht die Social-Media-Strategie von Sixt im Ganzen aus? Unterscheidet sich die Ansprache je nach Kanal?

Wir denken nicht in Kanälen, sondern in Unternehmenszielen und spezifischen Kommunikationsbedürfnissen. Danach richten wir unsere Aktivitäten aus. Unser Anspruch ist es, für jeden Kanal die beste Qualität mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen. Hierbei müssen wir uns der Mechanik der Kanäle anpassen. Bei Snapchat nehmen wir etwa Abstriche bei der Bildqualität in Kauf.

Sixt reagiert auf aktuelle Ereignisse sehr schnell, im Netz gibt es dafür sowohl Lob als auch Kritik. Gab es eigentlich schon mal ein Motiv, bei dem Sie meinten: ‚Nein, das machen wir jetzt nicht‘?

Wir sind uns der Wirkung unserer Motive bewusst und wissen, dass wir mitunter polarisieren, wenn wir bestimmte tagesaktuelle Ereignisse kommentieren. Wir haben die wesentlichen Themenfelder für uns definiert und produzieren in unseren täglichen Redaktionssitzungen unzählige, vielfältige Ideen – wovon wir dann natürlich auch einiges wieder verwerfen.  

Wenn Sixt im Netz wirbt, geht es ja auch immer um Autos? Aus ihrer Sicht: Was könnten die deutschen Automobilhersteller online noch besser machen?

Im Social Web läuft man schnell Gefahr, sich Meinungsverschiedenheiten auszusetzen. Begriffe wie "Shitstorm" haben viele digitale Kampagnen sehr weichgespült. Hier fehlt mir bei manchen Aktionen in der Branche eine Prise Mut. Es ist wie im analogen Leben: Man muss nicht immer einer Meinung sein. Auch nicht im Marketing.