Web-Aktivismus:
Die Crowdfunding-Kampagne zur Griechenlandrettung
Der Schwarm wird's schon richten - also sicher auch die griechische Staatspleite abwenden? Immerhin hat "Greek Bailout Fund" innerhalb eines Tages bereits mehr als 100.000 Euro eingesammelt.
Nein, das ist kein Scherz: Es ist ihm ernst, dem 29-jährigen Schuhverkäufer aus England. Der Schwarm im Netz kann doch alles richten - also sicher auch die griechische Staatspleite abwenden? Tatsächlich hat der "Greek Bailout Fund" bei Indiegogo innerhalb eines Tages bereits mehr als 110.000 Euro von 7300 Personen eingesammelt (Stand 30. Juni, 15 Uhr). Aktuell: 710.000 Euro/3. Tag/Stand 1. Juli 11.30 Uhr.
Innerhalb einer Woche will Thom Feeney 1,6 Milliarden Euro auftreiben. Nur 3 Euro pro Einwohner der EU, rechnet er vor. "Das ist etwa so viel wie für ein halbes Glas Bier in London. Oder jeder in der EU isst mal Feta und Olivensalat zu Mittag", schreibt Feeney in seinem Aufruf.
Die Unterstützer haben selbstverständlich auch was davon: Sollte das Kampagnenziel erreicht werden, bekommen die Unterstützer mit 3 Euro eine Postkarte von Griechenlands Ministerpräsident Alex Tsipras - gedruckt und verschickt von Griechenland aus. Für 6 Euro gibt es Griechischen Salat mit Feta und Oliven. 25 Euro werden mit einer Flaschen Griechischem Wein belohnt.
Die 1,6 Milliarden, sofern erreicht, sollen entweder direkt an die Griechen oder aber an die Regierung Griechenlands gehen, verspricht Feeney. Und man ist sich nicht ganz sicher, ist er naiv oder idealistisch (oder beides), wenn er versichert, dass er wirklich hofft, sein Ziel möge erreicht werden, denn das sei dann ein "Sieg für die Macht des Volkes": "Ja, es ist ein großer Plan, aber ich glaube wirklich daran, dass es klappen kann - bedenken Sie, es ist ein wirklich kleiner Geldbetrag pro Person, denn wir brauchen." Er selbst sei mit 10 Euro dabei, entsprechend einer Flasche Ouzo. "Wenn einer von drei Europäern dasselbe täte, hätten wir unser Ziel erreicht!"
Derweil läuft die Uhr für eine Einigung der griechischen Regierung mit der EU-Kommission ab. Das Rettungsprogramm läuft um Mitternacht ab. Bezahlt Griechenland seine Schuldenrate von 1,54 Milliarden Euro an den IWF, könnte das Land weitere Hilfen von der EU bekommen. Tsiprias und EU-Kommissionschef Juncker verhandeln wohl noch, doch machen auch Gerüchte die Runde, die Regierung plane bereits die Rückkehr zur Drachme. Einen Überblick gibt es im Newsticker etwa des "Spiegel". Darüber, inwieweit Griechenland die Forderungen der EU erfülle, ist man sich ebenfalls uneins, wie aus Berichten der "Zeit" hervorgeht.
Für viele Spaßvögel im Netz ist die drohende Staatspleite ein gefundenes Fressen: Von der "Grexit"-Schnapsidee bis zu Geldautomaten-Tweets anlässlich des Abhebelimits.
@AndreaFCecchin Fantastico! angelamerkelforever: Me with cash machine. #Merkel #meme #fun http://t.co/ckx8hKulrV pic.twitter.com/ES5Cuf38OS
— SPRAY-DAY! SPAY-DAY! (@indigo_skyfold) 29. Juni 2015