Skandal:
Ex-Amazon-Zeitarbeiterin: ARD-Reportage hat "vieles sehr verdreht dargestellt"
Die ARD soll in ihrem Amazon-Beitrag Sätze aus dem Zusammenhang gerissen haben und Bilder von anderen Orten dazugeschnitten haben, behauptet die Ex-Amazon-Mitarbeiterin Silvina Cerrada. Die Spanierin arbeitet mittlerweile für den Kirchheimer Seepark - der Unterkunft der Leiharbeiter.
Die ARD-Reportage hat den Stein ins Rollen gebracht: Seit "Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon" am 13.Februar ausgestrahlt worden war und den Online-Versandhändler als Ausbeuter zeigte, vergeht kein Tag ohne neue Negativ-Schlagzeilen. Dabei soll die Reportage nicht ganz die Realität am Logistikzentrum Bad Hersfeld widergespiegelt haben. Das behauptet jedenfalls Silvina Cerrada gegenüber dem Anzeigenblatt Bad Hersfelder "Kreisanzeiger". "Vieles ist zwar wahr, aber Vieles ist auch sehr verdreht dargestellt", so Cerrada. Silvina Cerrada arbeitete als spanische Leiharbeiterin für Amazon und kam auch in dem ARD-Beitrag zu Wort.
Richtig sei, dass es über die Einschaltung der Zeitarbeitsfirma und die Arbeitsverträge mit geänderten Lohnzahlungen Irritationen gegeben habe. Nicht richtig findet sie aber, wie die Unterbringung der Arbeiter im Kirchheimer Seepark - ein Tagungs- und Kongresszentrum - dargestellt wurde. In der ARD-Reportage war berichtet worden, dass die Arbeiter hier auf engstem Raum untergebracht und rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst überwacht werden. Silvina Cerrada verteidigt das Seepark-Hotel - was aber auch in ihrem eigenem Interesse liegt: Sie arbeitet dort, seit sie nicht mehr von Amazon weiterbeschäftigt wurde.
"Wenn ich mich hier nicht wohlgefühlt hätte, würde ich doch nicht hier arbeiten wollen", zitiert sie der "Kreisanzeiger". Die ARD-Reporter hätten nur das Negative sehen wollen und Sätze aus dem Zusammenhang gerissen. Außerdem seien Bilder dazugeschnitten worden, die nicht aus dem Seepark stammen. Das "Abfüttern" der Zeitarbeiter in einem Keller etwa, könne es im Seepark nicht gegeben haben, denn einen Keller gebe es hier gar nicht. Auch sei es nicht richtig, dass die Arbeiter mehr oder weniger eingesperrt und von anderen Hotelgästen abgeschottet wurden. Die Anwesenheit und das Auftreten der Security habe allerdings tatsächlich viele provoziert.
Derweil hat Amazon schon wieder neuen Ärger am Hals: Wie unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, geht es um den Verdacht, dass Amazon den Wettbewerb zwischen verschiedenen Marktplätzen im Internet behindern könnte. Konkret geht es um die sogenannte Preisparitätsklausel, die Händlern untersagt, Produkte, die sie auf Amazon Marketplace anbieten, an anderer Stelle im Internet günstiger zu verkaufen.