Reichweite ist nicht alles. Als Typ muss man auch zur Marke und zur Philosophie des Unternehmens passen. Agenturen haben inzwischen verstanden, dass man Erfolg im Netz nicht nur nach der Zahl der Follower bemessen kann. Es geht auch um den Inhalt, sonst hat man den sogenannten Bikini-Model-Effekt. Mädchen, die in Bademode posen, haben natürlich viele Anhänger, eine Geschichte erzählen sie deshalb noch lange nicht.

Das Erzählen von Geschichten ist also der Schlüssel zum Erfolg?

Es ist zumindest einer davon. Ich sitze nicht 24 Stunden in meiner Wohnung und veröffentliche die immer gleichen Bilder in nur leicht veränderten Posen. Ich bin dauernd unterwegs, manchmal in sechs verschiedenen Städten in einer Woche. Wer mehr erlebt, kann auch mehr erzählen.

Mittlerweile bekommen Sie Geld dafür, auf PR-Events zu gehen, oder Jacken, Schuhe und Taschen in die Kamera zu halten. Gibt es auch Produkt-Platzierungen, die Sie ablehnen?

Produkte müssen natürlich zu mir passen, beziehungsweise Spaß machen. Ich will keine negativen Botschaften rausschicken. Davon hat die Welt auch so genug. Letztens wurde ich gefragt, ob ich nicht ein Sexspielzeug testen möchte. Auf die Frage, wie ich das denn bei Snapchat präsentieren soll, antwortete man mir, ich könnte doch einen Blogbeitrag zum Thema "10 Wege zum Orgasmus" machen. Da war mir klar, die haben sich nicht mit meinen Inhalten beschäftigt. Das Thema Sex ist für mich ein absolutes No-Go.

Große Unternehmen wie Fleurop stehen auf Ihrer Kundenliste. Lohnt es sich aber auch für kleinere Unternehmen, Aufmerksamkeit über Snapchat zu kaufen?

Aber klar. Ich arbeite viel auch mit Secondhand-Läden zusammen, die Looks poste ich dann und weise auf die Quelle hin. Daraus ergeben sich lustige Dinge. Auf der letzten Fashionweek hatte ich beispielsweise einen langen schwarzen Mantel aus dem Vintage-Laden "Made in Berlin" an. Eine Messe-Besucherin hat mich dann aufgeklärt, dass ich ein Marokkanisches Brautkleid trage. Sehr lustig! Aber nochmal zu Ihrer Frage: Gerade regional agierende Unternehmen können von Influencer Marketing extrem profitieren.  

Wie wurde Riccardo Simonetti aus Bad Reichenhall zum Influencer?

Mein Berufswunsch war es von klein auf, irgendwann vor der Kamera zu stehen und ein Showformat zu moderieren beziehungsweise in der Modebranche zu arbeiten. Seit ich acht war, habe ich die "Instyle" gelesen und daheim im Kinderzimmer fiktive Shows moderiert. Social Media gibt einem Jungen wie mir die Möglichkeit, seinen Weg zu gehen. Angefangen habe ich mit einem Blog, der wie eine modeaffine Online-Kolumne aufgezogen ist. Die anderen Kanäle kamen später dazu.

Alles sieht so leicht und fröhlich aus. Vermutlich steckt jedoch harte Arbeit dahinter.

Wohl wahr! Ich bekomme aber immer wieder aus meiner alten Heimat zu hören: "Ah, der arbeitet ja nichts, nicht einmal studieren tut er". Dazu kann ich nur sagen, keiner von denen würde mein Pensum überleben. Die würden nach spätestens zwei Wochen platt in der Ecke liegen. Erfolg bekommt man nirgends geschenkt, schon gar nicht im Social Web.

Zu sehen ist "E! Red Carpet Suite"  am 26. Februar um 19.10 Uhr auf E! Entertainment.


Autor: Lisa Priller-Gebhardt

Sie schreibt als Autorin überwiegend für W&V. Im Zentrum ihrer Berichterstattung steht die geschwätzigste aller Branchen, die der Medien. Nach der Ausbildung an der Burda Journalistenschule schrieb sie zunächst für Bunte und das Jugendmagazin der SZ, Jetzt. Am liebsten sind ihr Geschichten der Marke „heiß und fettig“.