Dass es in Deutschland so lange gedauert hat, in die Startlöcher zu kommen – zwei Jahre arbeitet Vevo schon an dem Launch – liegt zum großen Teil an den Verhandlungen mit der Gema. "Die Gema will für ihre Künstler so viel wie möglich erreichen, das verstehe ich", sagt Jones. Aber auch Vevo habe wirtschaftliche Interessen. Doch inzwischen gebe es eine Vereinbarung. Wenn die Musikplattform also im Herbst in Deutschland loslegt, wird sie für jedes Video, das angesehen wird, einen Betrag an die Rechteverwertungsgesellschaft abführen. Vevo selbst beteiligt die Künstler ebenfalls an der Werbung, die das Unternehmen rund um die Videos platzieren kann. Hinter der Plattform stehen zwar Sony und Universal, doch für die Inhalte arbeitet Vevo mit vielen weiteren Labels zusammen. Zu sehen gibt es neben Musikvideos auch Interviews, Konzertmitschnitte und eigenes produzierte Web-Episoden. Alle Videos sind in HD-Qualität, auf User Generated Content verzichtet Vevo. Zum Deutschland-Start stehen 5.000 Videos bereit.

Vevo ist rein werbefinanziert. Weltweit nutzen Marken wie Coca-Cola, Disney oder McDonald’s die Plattform. Neben klassischen Spots gibt es Sponsoring und eigen-produzierte Formate – in Großbritannien setzte aktuell beispielsweise Unilever auf Branded Content bei Vevo. Auch in Deutschland will Vevo die großen Konsumer-Marken gewinnen. Zum Start bietet das Unternehmen den Werbekunden für eine gewisse Zeit Exklusivität an.

Eine Deutschland-Chefin hat das Büro in Berlin bereits. Tina Funk wird es leiten. Sie kommt aus der Musik-Branche, arbeitete unter anderem bei EMI und machte sich mit Creative Lobby als Beraterin für Künstler selbstständig. Derzeit stellt sie ihr Vevo-Team zusammen. 20 bis 25 Leute werden die Inhalte für die Plattform erstellen und die Vermarktung übernehmen. Das Sales-Team wird mit der jungen Vevo-Zielgruppe hausieren gehen – die Nutzer weltweit sind überwiegend 16 bis 34 Jahre alt. Ein weiteres Argument der Werbeplatz-Verkäufer ist das emotionale Umfeld, das die Musikvideos bieten. Doch dass es schwierig werden könnte, Kunden zu gewinnen, glaubt Jones nicht. "Viele große Marken kennen uns schließlich schon aus dem Ausland."

Müssen also nur noch die Nutzer kommen. Eine große Kampagne zur Einführung der Plattform wird es aber nicht geben. Lediglich online will Vevo werben. Die Mediaagenturen Mediacom und Quisma sollen für die Sichtbarkeit im Netz sorgen.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Sie arbeitet als freie Journalistin für die W&V. Sie hat hier angefangen im Digital-Ressort, als es so etwas noch gab, weil Digital eigenständig gedacht wurde. Heute, wo irgendwie jedes Thema eine digitale Komponente hat, interessiert sie sich für neue Technologien und wie diese in ein Gesamtkonzept passen.