Nach Hacker-Angriff:
Politik fordert: WhatsApp soll sich anderen Diensten öffnen
Wer WhatsApp nicht nutzt, ist sozial oft außen vor. Das wollen Politiker der großen Koalition ändern und fordern, dass Messenger untereinander kompatibel werden.
Nach dem Hackerangriff auf Politiker und Prominente gerät WhatsApp ins Visier der Regierung. Der Bundesdatenschutzbeauftragte und SPD-Politiker Ulrich Kelber hatte die Diskussion losgetreten: In einem Interview mit der Berliner Morgenpost erklärte er: "Ich würde niemals Nachrichten-Apps wie WhatsApp benutzen."
Seine Kritik an dem Dienst: Um die volle Funktionalität zu erhalten, muss man seinen gesamten Kontaktordner mit WhatsApp und dem Facebook-Konzern teilen. Diese Nutzungsvoraussetzung wird immer wieder von Datenschützern kritisiert.
Whatsapp zu boykottieren geht nicht
Doch Whatsapp komplett zu boykottieren, halten andere Politiker für nicht praktikabel. "Wer da rausgeht, bekommt vieles nicht mehr mit", zitiert das Handelsblatt Jens Zimmermann, den digitalpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Deshalb fordert er strengere Datenschutzstandards von WhatsApp selbst. Es sei "zwingend notwendig, dass wir Datenschutz und Sicherheit bei bestehenden Plattformen besser durchsetzen", sagt er.
Der CDU-Politiker und IT-Berater der Bundesregierung Thomas Jarzombek wünscht sich eine Eigeninitiative der Industrie. Wenn die nicht komme, wolle er sie "über gesetzliche Auflagen im Rahmen eines erweiterten IT-Sicherheitsgesetzes" durchsetzen. Außerdem bringt er einen weiteren Ansatz in die Diskussion ein:
WhatsApp soll sich anderen Messengern öffnen
Er fordert gesetzlich vorgeschriebene Interoperabilität zwischen den Messengern. Das bedeutet, dass sich sie Messengerdienste einander öffnen und Schnittstellen anbieten müssen, damit man auch zwischen verschiedenen Anbietern Nachrichten hin und her schicken kann. So wie es seit jeher zwischen den unterschiedlichen Mobilfunkanbietern möglich ist.
Auch Katarina Barley, Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz von der SPD, hatte diesen Vorschlag bereits vor einer Weile geäußert. Das müsse aber auf europäischer Ebene passieren, forderte sie. Denn um den Facebook-Konzern zu Änderungen zu bewegen, muss der Druck schon sehr hoch sein.
Schließlich wäre es für WhatsApp ein herber Einschnitt: Der Netzwerkeffekt des Messengers würde verloren gehen. Und der ist der wohl wichtigste Grund für seine große Verbreitung. Mit einer Kompatibilität zwischen den Netzwerken, wären Nutzer nicht mehr gezwungen, einen bestimmten Dienst zu verwenden, nur weil Freunde, Familie, Kollegen und der Sportverein dort sind.