Aus Sicht von Snapchat müssten es vor allem die Marketer und die Agenturen einsehen. Welche Beispiele fallen Ihnen ein? Wer hat das Potenzial von Snapchat begriffen?

Im Grunde muss es jeder einsehen, der sich oder seine Marke oder sein Unternehmen präsentieren möchte. Natürlich muss man die Inhalte und die Ressourcen haben. Der Content muss für Snapchat entsprechend aufbereitet werden. Nur Bildchen posten ist nicht. Die User wollen Geschichten sehen. Selbst die CSU ist auf Snapchat. Die CSU! Ich hoffe, alle Unternehmen, die das jetzt lesen und noch nicht auf Snapchat sind, fühlen sich wie die letzten Höhlenmenschen. Richtig kapiert haben es schon einige. Der FC Bayern (fcbayernsnaps) zum Beispiel. Das sage ich nicht nur, weil ich Bayern-Fan bin. Das Social-Media-Team macht einen unfassbar guten Job, gibt Einblicke ins Training, ist bei den Spielen dabei und, und, und.

Wie sieht es bei den Medien aus?

Aus Mediensicht hat es "Bild" (hellobild) kapiert. Wobei, eher Manuel Lorenz (supermnl), der Kopf dahinter. Da hat Kai Diekmann echt den richtigen Menschen eingestellt, denn Manuel versteht es wie kein anderer, den "Bild"-Content für Snapchat zu verwerten. Weitere Medien und Unternehmen sind "Chip" (Chip_de), Sixt (sixtde) und "Bento" (bento) in Deutschland. International sollte sich jeder den Content von arsenictv ansehen, dem "Playboy" der Generation Y. Als Personenmarke ist Richard Gutjahr (richardgutjahr) empfehlenswert, der täglich unterhaltsame Geschichten liefert. 

Haben die deutschen Agenturen das Thema im Griff?

Auf dem Schirm: Ja. Im Griff: Nein. Es sind eher die Youtube-Netzwerke, die das Thema Snapchat schon bespielen. Mit ein paar Agenturen bin ich im Gespräch, und es wird Workshops geben. Aber objektiv gesehen ist aktuell die eine Agentur blinder als die andere.

Wie viele Leute haben Ihr E-Book schon heruntergeladen?

10.000. Die Übersetzung ins Englische ist im Gange.

Vor einigen Jahren haben Sie ein Buch über Google+ geschrieben und sich sogar ein Google+-Logo tätowieren lassen. Von Google+ hört man nicht mehr viel, jedenfalls nicht mehr viel Gutes. Was macht Sie so sicher, dass Snapchat erfolgreicher ist?

Google+ hatte damals ein unfassbares Potenzial mit Google im Rücken. Die ersten Ansätze waren auch gut. Aber Google kann social leider nicht und kam auf richtig dumme Ideen, wie die Youtube-User zu einem Google+-Profil zu zwingen. Das Tattoo hab ich mir übrigens nicht aus großer blinder Fanliebe machen lassen, es war ein Wetteinsatz, den ich nach der erfolgreicher Crowfunding-Kampagne meines Buches eingelöst habe. Ich stehe zu meinem Wort. Natürlich wurde ich wegen Google+ und meiner neuen Begeisterung für Snapchat schon als Sensenmann der sozialen Netzwerke bezeichnet. In diesem Fall ist es aber anders. Snapchat ist unabhängig. CEO Evan Spiegel ist extrem smart und zwingt die Nutzer zu nichts. Er trifft die richtigen Entscheidungen, verbessert die App für die Nutzer und sammelt regelmäßig neues Geld ein. Die Reichweite von Snapchat sowie die Nutzerbasis wächst weiter und das alles, obwohl Snapchat ein geschlossenes System ist. Das sind alles extrem gesunde Indikatoren, die mich zuversichtlich stimmen.

Philipp Steuer hat Online-Journalismus studiert, für Google gearbeitet und berät Unternehmen bei ihrer Social-Media-Kommunikation. Gemeinsam mit Sven Giesen betreibt er Snapgeist, die erste Suchmaschine für Snapchat-Nutzer. Als Speaker ist er europaweit für die Themen Snapchat, Digitale Trends und Social-Media-Storytelling im Einsatz.


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Autor: W&V Redaktion

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