Post vom Unister-Anwalt:
Unister geht Redaktion juristisch an
Der Münchner Hightext-Verlag hat wegen seiner Berichterstattung Ärger mit dem Online-Reiseanbieter Unister bekommen. Ein Anwalt will erreichen, dass ein kritischer Bericht aus dem Internet entfernt wird.
Der Münchner Hightext-Verlag hat wegen seiner Berichterstattung Ärger mit dem Online-Reiseanbieter Unister bekommen. Ein Anwalt will erreichen, dass ein kritischer Bericht von der Internet-Plattform ibusiness.de entfernt wird. In dem beanstandeten Artikel von Dezember 2012 wird über die Ermittlungen gegen Unister berichtet. Die Kanzlei, die im Auftrag von Unister arbeitet, stört sich vor allem an der Behauptung, Unister habe keine Steuern für Versicherungen bezahlt.
Bis zum 27. März hat die Kanzlei die Frist gesetzt, bis zu der der Artikel gelöscht sein muss. Sonst werde man Unterlassung beziehungsweise Schadensersatz geltend machen.
Verlagseigentümer Joachim Graf allerdings wehrt sich: Sein Artikel werde nicht zurückgezogen. Die beauftragte Kanzlei werfe iBusiness Kreditgefährdung und Verletzung des Unternehmenpersönlichkeitsrechts vor. "Wir halten die Berichterstattung aufrecht, weil wir der Ansicht sind, dass es durchaus im Interesse der Öffentlichkeit ist, zu erfahren, dass einer der großen Player im Onlinereisegeschäft mit Razzien und Verhaftungen zu tun hat", schreibt Graf auf iBusiness. Allerdings hat der Verlag den Artikel präzisiert, so Grafs Kompagnon Daniel Treplin. In der bearbeiteten Version werde jetzt klargestellt, dass sich der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, die gegen Unister ermittelt, darauf bezieht, dass Unister keine Versicherungssteuern, sondern fälschlicherweise Umsatzssteuern entrichtet habe.
Nicht nur der Hightext Verlag hat offenbar juristischen Ärger mit Unister. Dem Schreiben beigefügt ist ein Urteil des Landgerichts Leipzig vom 1. März gegen "Computer Bild", mit der gegen den Verlag eine Einstweilige Verfügung durchgesetzt wurde. Auch diese Publikation darf demnach nicht mehr behaupten, "Unister habe laut Ermittlern für die Stornierungsverträge mit Kunden keine Steuern gezahlt".
Es ist nicht das erste Mal, dass Unister gegen die Münchner vorgeht. Mehrere weitere Schreiben habe die Kanzlei dem Verlag geschickt, so Graf. Er vermutet, dass das Vorgehen Methode habe. Und somit unliebsame Unister-Berichterstattung ganz aus dem Netz verbannt werden solle. Seiner Einschätzung nach ging nicht nur an Hightext ein solches Schreiben. Einige Empfänger, mutmaßt er, würden bestimmt einknicken: "Ganz oft werden Blogger und Verlage einfach ihre Unister-Beiträge löschen - immerhin stehen fünfstellige Streitwerte im Raum."
Mittlerweile sind noch andere Vorwürfe gegen Unister aufgetaucht (W&V berichtete).
Gegenüber W&V hat Unister-Sprecher Konstantin Korosides unterdessen Stellung zum Fall iBusiness bezogen: "Wir möchten definitiv keine Medien mundtot machen. Uns geht es aber darum, dass wir schon erwarten dürfen, dass fachlich und sachlich richtig berichtet wird. Wir werden künftig allerdings noch stärker im persönlichen Gespräch mit den Medien versuchen, Falschdarstellungen auszuräumen. Grundsätzlich schätzen wir iBusiness als ein vorbildlich recherchiertes und ausgewogenes Fachmagazin."