Lesetipp:
Wie ein Schüler mit falschen Twitter-Gerüchten zur seriösen Quelle wurde
Ein 17-Jähriger gab sich bei Twitter als Sportjournalist aus, verbreitete erfundene Transfer-Gerüchte und wurde damit von klassischen Medien zitiert. In einem Interview mit 11Freunde erklärt Samuel Gardiner, wie es dazu kam.
Ein 17-Jähriger gab sich bei Twitter als Sportjournalist aus, verbreitete erfundene Transfer-Gerüchte und wurde damit von klassischen Medien zitiert. In einem Interview mit "11Freunde" erklärt Samuel Gardiner, wie es dazu kam.
Nach einem ersten Versuch 2012, bei dem sein Twitter-Account schnell als Fake entlarvt und gesperrt wurde, entwickelte er demnach zusammen mit seinen Freunden eine Strategie. Er erfand die Figur des freien Journalisten "Sam Rhodes", der angeblich für "Financial Times" und den "Daily Telegraph" arbeitete und twitterte Gerüchte über Vereine, die sportliche Probleme hatten. "In solchen Situationen sind Fans einfach empfänglicher für Gerüchte", so der Manipulator im "11Freunde"-Interview.
Seinen ersten großen Treffer hatte er, als er im November 2012 die Entlassung des Trainers Roberto Di Matteo beim FC Chelsea vorweg nahm. Das war zwar reine Spekulation, entpuppte sich aber als Tatsache, die ihn in den Rang einer seriösen Quelle bugsierte. In Folge dessen schrieben ihm Profisportler Nachrichten, um zu erfahren, was an Transfergerüchten über sie dran sei. Als er behauptete, Mohamed Salah wechsele zum FC Liverpool, zitierten ihn Sportmedien weltweit. Der "Daily Telegraph" aber gab bekannt, dass ein Journalist namens Sam Rhodes dort nicht arbeite. Das ganze Konstrukt flog auf.
Der Schüler hat damit dem Mediensystem den Spiegel vorgehalten und entlarvt, dass es oftmals eher um die schnelle News geht, denn um verlässliche Quellen. Doch darum ging es ihm offenbar gar nich. Er wollte wohl vor allem Aufmerksamkeit und Spaß. Doch das System lässt sich auch für andere Interessen missbrauchen. Davor warnt auch der 26-jährige Ryan Holiday, Medienstratege hinter dem amerikanischen Bestsellerautor Tucker Max und Marketing-Direktor für American Apparel. Auch er ist ein Meister darin, das Web für die Lancierung falscher Nachrichten zu nutzen. Er brachte mit gezielten E-Mails unter falschem Namen erst kleine Blogs in Amerika dazu, über seine Storys zu berichten und zog sie dann auf die nationale Ebene.