Sie verfolgen mit den ersten beiden Aspekten fast die gegenteilige Ausrichtung zu Verlagen wie Axel Springer, die eher die Stärken bei regionalen Inhalten sehen und diese kostenpflichtig machen.

Nicht unbedingt. Verschiedene Verlage werden verschiedene Modelle entwickeln müssen. Es läuft im Kern darauf hinaus, dass Sie ein klares Profil und ein klares Alleinstellungsmerkmal haben. So lange Sie als Verlagshaus aber Ihren Online-Auftritt als Zweitverwertung ansehen oder als „billigen“ Teil, werden Sie im Paid-Content-Bereich nicht erfolgreich sein können. Dann versuchen Sie nur, den Print-Bereich zu schützen. Wenn der Content nicht hochwertig ist, wird auch niemand dafür bezahlen.

Werden Ihre Bezahlinhalte denn angenommen?
Absolut. Für konkrete Zahlen müssen Sie sich aber noch gedulden.

Sie sprechen vom Alleinstellungsmerkmal. Gibt es denn eine Wall-Street-Journal-typische Charakterisierung, um sich von den anderen abzugrenzen?
Ja, die internationale Perspektive. Wir machen oft auch mit internationalen Themen auf, die bei deutschen Medien nicht oben stehen würden. Da wird dann aus Facebook, Apple oder China auch mal ein Aufmacherthema, das die anderen gar nicht in der Tiefe und Qualität bieten können. Und deutsche Themen werden international eingeordnet. Wir sind kein deutsches Medium, sondern ein deutschsprachiges. Meine Redaktion hier mag kleiner sein, aber dafür habe ich 2000 Auslandskorrespondenten. So sprechen wir Marktsegmente an, die bislang nicht bedient wurden.

Braucht diese international ausgerichtete Zielgruppe dann aber wirklich ein deutschsprachiges Medium?
Ja. Das zeigt auch das Feedback, das wir erhalten. Bei anspruchsvollen Texten und speziellen Fachbereichen wollen die Nutzer dann doch eher deutsche Texte lesen.

Inhaltlich kam als neues Format etwa der CEO des Monats hinzu. Wo geht die Reise noch hin?
Für uns geht es darum, uns weiter zu etablieren. Das Basis-Team steht. Im nächsten Schritt wollen wir auch noch mehr Leute finden, die mit eigener Stimme und eigenen Themen unsere Stimme noch weiter verstärken können.


Autor: Ralph-Bernhard Pfister

Ralph Pfister ist Koordinator am Desk der W&V. Wenn er nicht gerade koordiniert, schreibt er hauptsächlich über digitales Marketing, digitale Themen und Branchen wie Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Sein Kaffeekonsum lässt sich nur in industriellen Mengen fassen. Für seine Bücher- und Comicbestände gilt das noch nicht ganz – aber er arbeitet dran.