Der 30-jährige Zuckerberg versuchte es mit einer regelrechten Charme-Offensive bei der Mobilfunk-Industrie. Internet-Infrastruktur sei teuer, räumte er ein. Und es seien die Netzbetreiber, die all diese Glasfaserkabel verlegten und die Antennen-Türme errichteten. Das thematisierte auch Telekom-Chef Timotheus Höttges bei seiner Rede am Vortag. Um schneller mehr Menschen das Internet zu holen, müsse man das Geschäft der Mobilfunker schneller wachsen lassen. Nebenbei ließ er auch fallen, dass die eigene Technik von Facebook noch nicht effizient genug sei, um große Gebiete kostendeckend zu versorgen.

Bei einem Schwergewicht der Branche wie Vodafone beißt Zuckerberg nach wie vor auf Granit. Er schätze zwar die Anstrengungen von Facebook, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao in Barcelona. Aber für günstigere Internet-Zugänge würde schon sorgen, wenn die Preise bei Frequenz-Auktionen und die Belastung durch Regulierungsvorgaben niedriger wären. Bei Internet.org wirke es hingegen, "als würde Zuckerberg die Internet-Anschlüsse mit meinem Geld finanzieren wollen", sagte Colao. "Das ist nobel - aber etwas weniger nobel als wenn er es mit seinem eigenen Geld machen würde."

Der einflussreiche Vodafone-Boss sieht zudem Probleme bei der Auswahl der kostenlosen Dienste: "Warum soll Facebook gratis sein und nicht Google? Warum Facebook und nicht eine Zeitung?" Oder Fernsehen, Gesundheitsdienste, Bildung? "Wer hat gesagt, dass Facebook wichtiger ist, als zum Beispiel Englisch zu lernen?» Die Branche müsse vorsichtig sein, resümierte Colao: "Ich denke, Zuckerberg macht einen glänzenden Job für Facebook. Aber wir müssen einen glänzenden Job für alle machen."

Auch Google zeigte Zuckerberg die kalte Schulter. Der Facebook-Chef sagte, er würde bei Internet.org gern mehr zusammen mit Google unternehmen. Wenige Stunden zuvor hatte Google-Manager Sundar Pichai auf der selben Bühne eine ähnliche Frage nach einer möglichen Kooperation mit Facebook ins Leere laufen lassen. Dafür erzählte er von den Fortschritten bei Googles eigenen Ideen zur Vernetzung der Welt.

So hätten die Sende-Ballons des "Project Loon" inzwischen über 15 Millionen Kilometer zurückgelegt. Sie könnten rund 200 Tage in der Luft bleiben - mehr als doppelt so lange wie ursprünglich geplant. Und auch die mit Antennen versehenen "Titan"-Drohnen sollen in diesem Jahr abheben. Google scheine mehr als Facebook an Hardware interessiert zu sein, fügte Pichai etwas spitzzüngig hinzu.

Derweil hat Facebook schon erste TV-Spots für Internet.org produziert. Sie sind im Internet zu sehen und laufen regulär in Kanada und Australien. Ihr gemeinsames Thema: Wie Menschen ihre Ideen umsetzen und wie ihnen das Internet dabei helfen könnte (Claim: "The more we connect, the better it gets").

Zwei Mädchen:

Zwei Windmühlenbauer:

dpa/am


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.