"Wir müssen davon ausgehen, dass Dokumentationen und Audits die Komplexität und damit auch die Kosten für Projekte steigen lassen können", sagt Veigel. Julian Simons, stellvertretender Vorsitzender der BVDW-Fokusgruppe Programmatic Advertising, verspricht schon jetzt, dass intern erhebliche Ressourcen für die rechtskonforme Aufbereitung der notwendigen Unterlagen und Auskunfts- und Informationspflichten aufzubringen sind.

Die Kunden thematisieren das Thema längst, zumal die Da­tenschutzgrundverordnung (DSGVO) bereits ab Ende Mai 2018 verbindlich gilt. Sie legt die Basis für die E-Privacy-Verordnung. Dass Kunden auf der Einhaltung der Regeln bestehen, liegt nicht zuletzt an den Strafen. Sie können 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes betragen. Bisher lag der Höchstsatz in Deutschland bei maximal 300 000 Euro.

Das mag auch die Panik erklären, die jetzt herrscht. Im Zweifelsfall helfen hier die staatlichen Datenschützer. Sie prüfen Prozesse auch vorab und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. "Bei der Interpretation gehen die Datenschutzbehörden allerdings traditionell eher konservativ vor", warnt Rechtsanwalt Carsten Ulbricht.

Panik ist nicht gerechtfertigt

Ob dies in allen Fällen gerechtfertigt ist, lässt sich noch nicht abschätzen. Mit ersten Verfahren zur DSGVO ist erst ab Sommer zu rechnen. Landen diese vor Gericht, dauert es mindestens zwei Jahre, bis höchstinstanzliche Urteile vorliegen. Rechtssicherheit dürfte es also auf absehbare Zeit nicht geben.

Das gilt gleichermaßen für die E-Privacy-Verordnung, für die zudem eine Übergangsfrist gelten wird. Ob ein oder zwei Jahre – das ist noch nicht entschieden. "Panik ist also nicht angebracht", sagt Ulbricht, der in Sachen Datenschutz berät. Die Datenverarbeitung in der Werbung sei auch künftig möglich. Nur die eingehende Analyse der Datenverarbeitungsprozesse sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden.

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Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach. 


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