Berliner Aufbau-Verlag ist insolvent
Die Berliner Aufbau-Verlagsgruppe geht in die Insolvenz. Hintergrund ist ein jahrelanger Rechtsstreit mit der früheren Treuhandanstalt.
Die Berliner Aufbau-Verlagsgruppe geht in die Insolvenz. Man werde in den nächsten Tagen beim Amtsgericht Charlottenburg Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Überschuldung stellen, so der Verlag am Freitag. Hintergrund ist ein jahrelanger Rechtsstreit mit der früheren Treuhandanstalt um die tatsächlichen Eigentumsrechte beim Verkauf des Aufbau-Verlags nach dem Ende der DDR.
Verleger Bernd F. Lunkewitz zieht damit eine bittere Konsequenz aus einem jüngsten höchstrichterlichen Urteil, mit dem ihm vom Bundesgerichtshof bestätigt worden war, dass der Aufbau-Verlag in der DDR nie zum Volkseigentum gehörte. Damit sei er auch nie Eigentum der Treuhandanstalt gewesen, die ihn 1991an eine Investorengruppe um Lunkewitz verkauft hatte. Tatsächlicher Eigentümer sei bis zuletzt der Kulturbund, die frühere Massenorganisation der DDR, gewesen, der den Verlag seinerseits an Lunkewitz verkaufte.
Damit könnten für den Verleger bisherige Investitionen von rund 50 Millionen Euro verloren gehen, zu neuen Investitionen sei die Gruppe "in Erwartung weiterer Prozesse" auch nicht in der Lage, heisst es in der Presseerklärung vom Freitag. Die Überschuldung des Verlages ergebe sich daraus, dass die von der Treuhandanstalt 1991 verkaufte Gesellschaft "zu keiner Zeit Inhaberin des Vermögens des Aufbau-Verlags, insbesondere der Verlagsrechte" gewesen sei, hieß es. Das kann möglicherweise noch weitreichende juristische Folgen haben. Lunkewitz könnte die Bundesregierung auf Schadenersatz verklagen, andere Verlage, die von Aufbau Lizenzrechte erworben haben, könnten die Aufbau-Verlagsgruppe verklagen.
Der Aufbau-Verlag wurde 1945 in Berlin gegründet und wuchs zum größten belletristischen Verlag der DDR heran. Heute ist Aufbau eine Verlagsgruppe, zu der der Aufbau-Verlag, der Aufbau Taschenbuch Verlag, der Verlag Rütten & Loening, der Gustav Kiepenheuer Verlag sowie Der Audio Verlag (DAV) gehören.