50 Jahre W&V:
Das Werbejahr 1980 mit "Cosmo" und übergewichtigen "AZ"-Lesern
1980 kommt das Frauenblatt "Cosmopolitan" auf den Markt, "Bild der Wissenschaft" bezeichnet seine Leser als Eierköpfe und Ford wirbt für ein Auto mit einem Verbrauch von nur 10,2 Litern.
Für die Werbe- und Medienbranche gehörte es seit jeher zum guten Ton, in W&V zu werben und auf die Leistungen der herausgegebenen Medien hinzuweisen. Die Motive geben einen (aus heutiger Sicht amüsanten) Einblick in die Entwicklung der Unternehmen und ihrer Portfolios.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" kündigt für März ihr wöchentliches "FAZ-Magazin" an – damit kann sie mehr Möglichkeiten für Farb- und Luxusanzeigen bieten.
Auch "Die Welt", "Handelsblatt" und die "Weltwoche" hegen Pläne für ein Vierfarbmagazin. Gemeinsam legen sie ab Februar "Plus" auf.
Das Ende 1979 gegründete Satire-Blatt "Titanic" bezeichnet seinen Leserkreis gegenüber potenziellen Inserenten als SIPs – ausgeschrieben "Sehr intelligente Personen".
Die "Lebensmittelzeitung" (LZ) betonte das ganze Jahr über gemeinsam mit Agenturen (hier Troost Campbell-Ewald) in zweiseitigen Inseraten ihre Werbestärke.
Das Motiv von MWI Markenwerbung International für die "LZ" zeigt zehn prominente Köpfe, die für die Kommunikationsbranche große Bedeutung haben sollen.
Absender der Anzeige ist nicht, wie es der erste Blick vermuten lässt, die den Abonnenten diverser Zeitungen zugestellte Sonntagszeitung "Sonntag aktuell" sondern die "Bild am Sonntag".
Der Autohersteller Ford stellt in seiner Kommunikation 1980 den Vernunftaspekt stärker heraus. Argument für den Granada ist unter anderem der Verbrauch von 10,2 Liter Super (verbleit) bei konstant 120 km/h (Agentur JWT).
Das Bielefelder "Westfalen-Blatt" setzt satt auf eine der vielbeklagten "Schweinebauch-Anzeigen" auf eine Schinken-Anzeige.
Nur wenige Zeitschriften dürften ihre Leserschaft gegenüber Inserenten als Eierköpfe bezeichnen. "Herr Schmitz" von "Bild der Wissenschaft" hat damit anscheinend keine Probleme.
Nachdem mittlerweile mehr als 70 Prozent der Bundeshaushalte über ein Telefon verfügen, setzen Marktforscher wie hier Burke International (später Infratest-Burke, heute TNS/WPP) verstärkt auf Umfragen per Telefon.
Manche Jobs dürften heute weniger gefragt sein – etwa ein "Manager" für den "Spiel- und Bastelteil". In den 70er und 80er Jahren hatten Kindermagazine wie "Micky Maus" oder "Fix und Foxi" hingegen als Beilage jede Woche Bastelbögen oder Poster. Heute dürften eher professionelle Einkäufer gesucht werden, die zu guten Konditionen originelle und kindertaugliche Gimmicks beschaffen.
Der Bundesliga-VereinBorussia Dortmund bot im Juni 1980 seine Dienste als Werbeträger an. Interessenten sollen sich "umgehend" melden.
Jeden Brief von Lesern an "Bild" sieht das Boulevard-Blatt von Axel Springer als Argument gegenüber (potenziellen) Inserenten – auch wenn der Brief noch so böse ausfällt.
Jürg Marquard kündigt für September eine Deutschland-Ausgabe des Modeblattes "Cosmopolitan" an – Auflage 300.000 Exemplare. Mit der "Cosmopolitan-Frau" könnte eine Leserin genauso gemeint sein wie eine Mitarbeiterin ...
Der Verkehr auf den Deutschen Autobahnen ist der Fluggesellschaft Lufthansa immer mal wieder ein Anzeigenmotiv wert.
Rund 100.000 ihrer Leser sind übergewichtig, hat die "Abendzeitung" ermittelt. Das Münchner Blatt wartet mit einer "Schlank ist gesund"-Frühjahrsaktion auf und sucht dazu Partner, Inserenten und Sponsoren.
So genannte Abmahnvereine, die nicht etwa Verbraucher schützen sondern einfach nur abkassieren wollen, bereiten der Werbebranche seit jeher Probleme. Sie suchen in Werbemaßnahmen üblicherweise Formulierungen mit Potenzial für Beanstandungen. Ein Schwarzbuch soll nun einen Überblick über derart schwarze Schafe ermöglichen.
Das sich über mehrere Doppelseiten ersteckende Anzeigenmotiv der "Autozeitung" besteht aus vielen Punkten, von denen jeder einen Leser darstellen soll. Wer sie korrekt nachzählt, hat Chancen auf Geldgewinn.