Wie sind die Gema-Kosten bisher geregelt?

Diskotheken zahlen eine monatliche Vergütungspauschale an die Gema, die die Wiedergabe von Tonträgern durch DJs abdeckt. Je nach Raumgröße und durchschnittlichem Eintrittspreis. Live-Konzerte müssen darüber hinaus extra abgerechnet und abgeführt werden. Ich glaube, die wenigsten hätten etwas gegen eine maßvolle Erhöhung der Disko-Pauschale.

Nun sind aber 600 bis 1500 Prozent kein Pappenstiel. Was bedeutet der Gema-Vorstoß für die Clubbesitzer konkret?

Für viele wäre diese maßlose Erhöhung existenzbedrohend. Clubs die gut laufen, könnten sicherlich die Kosten auf die Eintritts- oder Getränkepreise umlegen. Positiv zu bewerten ist, dass sich dadurch erstmals bundesweit die Clubs solidarisieren und eine überwältigende E-Pedition auf den Weg gebracht wurde.

Ist durch die neue Regelung ein Clubsterben zu befürchten?

In strukturschwachen Regionen sicherlich. Auch viele Clubs, die wie wir ein anspruchsvolles Musikprogramm verfolgen, sind bedroht, dort ist die Gewinnmarge ohnehin schon verschwindend gering.

Trifft es dabei alle Clubs gleichermaßen?

Soweit ich informiert bin, werden die Großdiskos stärker belastet.

Was heißt das für die Rote Sonne und ihre Gäste?

Eine Modellrechnung hat gezeigt, dass wir den Eintrittspreis um circa zwei Euro erhöhen müssten. Diverse Live-Konzerte, diese Tarife sollen auch erhöht werden, dürften sich nicht mehr rechnen. Da sie das oft eh nicht tun, finanzieren wir sie jetzt schon quer über die Einnahmen aus dem Diskobetrieb.

Aus Protest gegen die Gema haben die Clubs am Wochenende Schweigeminuten eingelegt und die Musik unterbrochen. Wie haben die Gäste reagiert?

Zum Großteil gelassen und oft bereits informiert. Vom Personal wurden Infoblätter verteilt. Natürlich war die Freude groß, als die Musik wieder einsetzte.

Was habt ihr euch von der Aktion erwartet?

Wir versuchen eine breite Solidarisierung zu erreichen, um damit Druck auf die Gema und Politik auszuüben und dieses Horrorszenario abzuwenden.

Wer hat den Protest initiiert?

Das Aktionsbündnis kultur-retten.de, sowie verschiedene regionale Zusammenschlüsse wie die Clubcommission in Berlin oder der VDMK (Verband der Münchner Kulturveranstalter) in München.

Der Protest gilt aber nicht der Gema als Institution?

Nein. Eine Institution wie die Gema, die für die Rechte der Urheber, also der Musikschaffenden, eintritt und deren Existenz mitabsichert, ist uns genauso wichtig wie eine prosperierende Clubkultur, wie sie hierzulande existiert. Der weltweite Siegeszug deutscher Clubmusik wäre ohne diese Keimzellen nicht möglich geworden. Allein schon ein Grund partnerschaftlich umzugehen, das sollte auch für einen Monopolisten wie die Gema gelten.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.