Jens Ihlenfeld:
Golem.de: So funktionieren die Honorare für die Blogger
Blogger als erfolgsabhängig honorierte Autoren? Das IT-Portal Golem.de sorgt mit einem neuen Redaktionskonzept für Aufsehen. Allein am ersten Tag kamen 30 bis 40 Blogger-Anfragen herein. W&V Online hat mit Golem-Chef Jens Ihlenfeld gesprochen.
Das IT-Portal Golem.de öffnet sich für Autoren aus dem Social Web: Die Berliner wollen ab sofort auch externe Blogger für sich schreiben lassen. Anders als bei der Huffington Post sollen die Blogger auch Geld für ihre Beiträge sehen. Sie werden erfolgsabhängig an den Werbeeinnahmen beteiligt. "Denn wir haben uns gegenseitig viel zu bieten: die Autoren ihre Fachkompetenz in vielen Bereichen, ihre Leidenschaft und gute Vernetzung. Und wir unser journalistisches Können und die große Reichweite unserer Seite," so die Redaktion "in eigener Sache".
Schon die Ankündigung hat die Szene hellhörig werden lassen. Allein am ersten Tag hat die Redaktion laut Geschäftsführer Jens Ihlenfeld "30 bis 40 Anfragen" von Bloggern erreicht. Ein paar interessante Kandidaten seien da schon dabei gewesen, sagt er. Man versuche jetzt "bewusst ein neues Modell". Der Plattformgedanke sei zentral, so Ihlenfeld. "Wir sind Dienstleister für unsere Autoren. Wir redigieren und bearbeiten ihre Texte und wir bieten ihnen einen Reichweiten-Boost für ihre Inhalte". Pauschal- oder Zeilenhonorare gibt es bei Golem nicht. Zentrales Kriterium ist die Resonanz im Markt: die Zugriffe auf die Seite und damit die Ad Impressions von Online-Werbung.
Ihlenfeld selbst sagt, dass man "vernünftige Honorare" zahlen wolle. Er rechne mit dreistelligen Beträgen im Schnitt; pro Artikel läge das Honorar wohl bei 100 bis 300 Euro. "Es kann auch mal sein, dass etwas nicht so gut läuft, dann kommt eher etwas Zweistelliges raus. Wenn hingegen etwas richtig gut läuft, ist im Einzelfall auch ein vierstelliger Betrag möglich." 20.000 Klicks bringt ein guter Artikel bei dem Portal, das laut IVW rund zwölf Millionen Visits pro Monat zählt. Wobei die Platzierungsmöglichkeiten für Fremd-Content begrenzt seien, erklärt der Golem-Chef. Es gäbe nun mal nur eine Top-Meldung auf der Homepage, die viel Beachtung fände. Ihlenfeld rechnet realistisch mit einem Blogbeitrag pro Woche, der prominent gefahren werden kann.
Reichweite ist aber nicht immer das entscheidende Kriterium für Golem.de, auch Prestige-Artikel will die Redaktion mit dem neuen System akquirieren. "Es kann durchaus mal sein, dass wir mehr bezahlen als wir einnehmen, einfach weil das Thema für uns gut ist, weil es Golem.de besser macht," sagt Ihlenfeld. Nicht wenige Autoren sind gegenüber dem Bezahlmodell aber noch skeptisch. Manche wollten lieber pauschal als nach Reichweite bezahlt werden. "Wir müssen noch viele Widerstände überwinden", weiß Ihlenfeld. Man müsse um das Vertrauen der Autoren werben. Ein Weg dazu soll sein, dass die Blogger per Tool die Zugriffszahlen für ihre Beiträge live mitverfolgen können.
Die "Huffington Post" übrigens sei für Golem.de kein Vorbild gewesen. Sie verfolge ein ganz anderes Modell, sagt Ihlenfeld. "Sie ergänzt die Redaktion mit kostenlosen Blogs, um mehr Reichweite und Suchmaschinenrelevanz zu generieren. Uns geht es aber nicht um Masse." Bereits seit anderthalb Jahren verfolge man diese Idee und habe einzelne Blogger angesprochen, ob sie auf Golem.de Beiträge veröffentlichen wollten. "Da war von einer Huffington Post in Deutschland noch nicht die Rede."