Deutscher Radiopreis 2017:
Good Vibrations in der Elphi - mit Trumps Kaugummi
Den Pokalvergaben an die Hörfunkbranche beim Deutschen Radiopreis 2017 wohnte W&V-Chefredakteur Jochen Kalka bei. Ein Event-Bericht.
Klar, die Elbphilharmonie. Was für ein Ort. Der zog natürlich geradezu magisch die 2000 Gäste des Deutschen Radiopreises nach Hamburg. Wenige, selbst unter den Hamburgern, haben diesen außergewöhnlichen Ort bisher betreten. Und ein Preis, bei dem es um den richtigen Ton geht, passt natürlich perfekt in solch eine Location.
Die zweieinhalbstündige Preisverleihung war gar nicht das Stressigste – solche Pokalvergaben sind meist anstrengend, um es vorsichtig zu sagen. Am meisten strengte das Erklimmen des großen Saales an, in dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Doch für Architekturfans war natürlich jede der gefühlt 1000 Treppenstufen nach Peterchens Mondfahrtrolltreppe ein Perspektivenwechsel durch großartige Fluchten. Und der Hafen spielte auch noch mit, an jenem Donnerstagabend, denn es war die Blaue Woche, also alle Lichter an Kränen, Schiffen und Ufern in blau erleuchtet.
Der Deutsche Radiopreis ist sehr kurzweilig. Nicht nur wegen der vielen Showacts mit Künstlern wie Peter Maffay, Anne-Marie, Adel Tawil oder Nigel Kennedy, der eigens ein virtuoses Geigenstück für diesen Abend komponiert hatte, was natürlich in der "Elphi" ein Highlight war. Die kräftigste Stimme aber, eine echte Röhre, die das Gebäude in Vibrationen brachte, hatte Beth Ditto, die man von ihrer Band Gossip und "Heavy Cross" her kennt.
Kurzweilig aber war natürlich Barbara Schöneberger, die durch den Abend führte und sich - wie gewohnt - für nichts schämte. Boris Becker komme auch, begann Schöneberger, "er hat von der Aktion gehört: Wir zahlen Ihre Rechnung". Ein Lacher. "Und hier drüben saß neulich Donald Trump. Sein Kaugummi klebt noch unter dem Stuhl."
Der Danke-Reigen in der Elphi
62 Sender übertrugen das Spektakel, wobei Manches nicht durch den Äther kommen kann. Etwa, dass Anne-Marie während ihres Acts eine Art Anzug anhatte, darunter aber nur einen knappen BH, den sie in exhibitionistischem Spiel gerne mal zur Schau stellte. Oder, ganz simpel, die langen Beine des Topmodels Toni Garrn. "Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben", sagte Schöneberger zu Garrn, "bist du ganz schön groß geworden."
Phantasielos waren ausgerechnet die Sieger. Sie alle dankten ihrem Team. Dankten ihrem Team. Dankten ihrem Team. Ja, immer im gleichen Takt. Einzig Gerlinde Jänicke von 94,3 rs2, ausgezeichnet als beste Moderatorin, schrie vor Glück und dankte dem Team dafür, dass sie nicht im Knast lande – und dass sie nicht mehr bei McDonald´s arbeiten müsse.
Dass sich Radiostars, die ja allesamt nominiert waren, keine Siegersprüche einfallen lassen, schade. Doch, John Ment von Radio Hamburg, ausgezeichnet als Macher mit der besten Morgensendung, sagte noch: "Heute Morgen hatte ich noch das Schulz-Feeling, dass man nicht gewinnen kann."
Dafür versaute der vielleicht beste Moderator die Pointe seiner Preisverleihung. Er nannte die Siegerin vor der Kurzpräsentation der Shortlist. "Weil ich im Radio immer so nervös bin", entschuldigte er sich in einer Weise, dass ihm keiner böse sein konnte. Das Vorgespräch mit Barbara Schöneberger habe ihn verwirrt, sagte er nach der Preisverleihung.