Afhüppe rückt auf:
Großer Umbau und Doppelspitze für das "Handelsblatt"
Umbau beim "Handelsblatt": Sven Afhüppe wird neben Hans-Jürgen Jakobs Chefredakteur der Düsseldorfer Wirtschaftszeitung. Gleichzeitig sollen die Print- und Online-Redaktion verschmolzen werden.
"Agenda Freiheit" - mit dieser markigen Parole hat "Handelsblatt"-Herausgeber Gabor Steingart einen radikalen Umbau der Redaktion angestoßen. Gewinner ist Sven Afhüppe. Der Vize-Chef rückt zum Chefredakteur auf. Damit wird die Zeitung künftig von einer Doppelspitze mit dem Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs geführt, der hierdurch allerdings seine alleinige Macht über die Redaktion verliert. Mit dem Umbau kommt Steingart seinem alten Arbeitgeber, dem Spiegel-Verlag, zuvor, der ebenfalls eine Fusion von Print und Online plant.
Vorgesehen ist beim "Handelsblatt", dass die Digitalredaktionen "Handelsblatt Online" und "Handelsblatt Live" mit der Printredaktion verschmelzen. Damit würde eine Vielzahl von Ressortführungen entfallen. Bislang werden die Ressorts "Unternehmen & Märkte", "Wirtschaft & Politik", "Finanzen & Börsen" jeweils von einem Print- und Digital-Chef sowie ihren Stellvertretern geführt. Dieses soll sich nun ändern. Von dem Umbau dürften rund zehn bis zwölf Führungskräfte betroffen sein. "Ziel der neuen Struktur ist es, Arbeitsabläufe zu vereinfachen unnötige Barrieren zu beseitigen und den Qualitätsjournalismus weiter voranzutreiben", teilt die Verlagsgruppe Handelsblatt (HVB) am Freitag mit. Dadurch sollen die Redakteure mehr Freiheit bekommen, die Vor-Ort-Recherche im In- und Ausland zu intensivieren. Ein Stellenabbau ist zwar nicht geplant. Viele Ressortleiter rücken wieder zurück ins Glied, offenbar auch der wichtige Investigativchef Sönke Iwersen.
Viele Ressortleiter dürfte die "Agenda Freiheit" deshalb sauer aufstoßen. Ob sie sich allerdings dagegen zur Wehr setzen wie beim "Spiegel", ist kaum zu erwarten. Beim Hamburger Nachrichrichtenmagazin ist der amtierende Chefredakteur Wolfgang Büchner jedenfalls bislang mit der Fusion von Print und Online gescheitert. Mit der Brechstange hatte der ehemalige dpa-Chef beispielsweise versucht, die Leitungen der Print-Ressorts Wirtschaft und Kultur gegen Zahlung einer Abfindung vor die Tür zu setzen. Doch die Ressortleiter widersetzten sich erfolgreich und blieben weiterhin im Amt. Beim Handelsblatt hatte sich erst jüngst eine Veränderung im wichtigen UM-Ressort angekündigt. Wolfgang Reuter, ehemals "Spiegel"-Journalist, hatte zeitweise die Ressortleitung abgegeben, um die Digitalredaktion in Berlin zu verstärken. Ob er wieder das Ressort leitet, scheint fraglich.
Dennoch gibt Steingart der "Handelsblatt"-Redaktion eine Woche Zeit, um auf die neue Struktur zu reagieren. Alle Redakteure können deshalb ihre Änderungsvorschläge und -wünsche schriftlich an einen anonymen Briefkasten schicken. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von "Handelsblatt"-Vize Sven Afhüppe und Personalchef Peter Bros sollen die Vorschläge sichten und „wo immer möglich, sinnvoll einarbeiten“, heißt es.