Champions League:
"Im Smaland vergessen": Presse verkloppt BVB und Klopp nach Real-Desaster
Nach der 0:3-Niederlage des BVB gegen Real im Champions-League-Viertelfinale wird klar: Die Stimmung gegen den einstigen Liebling Borussia Dortmund kippt. Jürgen Klopp hat seinen Status als Trainer der Herzen längst abgegeben.
Da gibt es nichts zu beschönigen an der 0:3-Niederlage von Borussia Dortmund beim Hinspiel gegen Real Madrid im Champions-League-Viertelfinale. Aber immerhin profitiert das ZDF: Der Mainzer Sender meldet satte 8,38 Millionen Fußball-Fans, die vor der verregneten Partie Madrid - Dortmund ausharrten. Das bedeutet den Tagessieg für das Zweite.
So viel zum Positiven - denn nun herrschen taffe Schlagzeilen und niederschmetternde Analysen vor. Dabei wird BVB-Trainer Jürgen Klopp immer mehr zum Thema in den Medien, er, der eigentlich nur noch schlecht gelaunt am Spielfeldrand tobt. "Bild" verbirgt die Häme kaum mehr und reagiert sich am Namen richtig ab: "Königs-Kloppe für Dortmund. Dortmund verliert im Viertelfinale der Champions League 0:3 bei Real Madrid, geht bei Regen im Bernabéu baden! Königliche Kloppe für Jürgen Klopp und seinen Champions-League-Finalisten 2013." Auch das Kickermagazin "11Freunde" hat den mürrischen Trainer im Visier: "Jürgen Klopp schaut drein als hätten ihn seine Eltern im Smaland vergessen."
Und dann gerät das omnipräsente Opel-Testimonial auch noch ein weiteres Mal mit dem ZDF aneinander. Ob Klopp nicht während des Spiels an den gesperrten Robert Lewandowski gedacht und sich gewünscht habe, der Top-Stürmer stünde auf dem Platz, fragte ZDF-Moderator Jochen Breyer im Nachgang zur Begegnung (zugegeben: ungeschickt). Er sei ja schließlich kein Idiot, konterte Klopp - Lewandowski sei nun mal nicht dabei gewesen. Da mache er sich als Trainer solche Gedanken dann auch nicht, lässt er den ZDF-Mann abblitzen. Nach einem weiteren Disput um Klopps Einstellung in Sachen Rückspiel sagte der BVB-Trainer dann sichtbar genervt: "Entschuldigung, ich möchte nicht im ZDF-Studio schon wieder mit jemanden aneinandergeraten. Aber auf doofe Fragen kann ich nur doof antworten. Wie wir alle wissen." Und fügt mit einem harten Blick auf Breyer hinzu: "Sind wir fertig?" ZDF-Kommentator Oliver Kahn kam gar nicht mehr dazu, etwas zu fragen und konnte dem hinauseilenden Klopp nur ratlos die Hand schütteln (nachdem er Klopp erst kürzlich in Rage versetzt hatte). Wer sich das Ganze ansehen will - hier geht es zum Stück in der ZDF-Mediathek, in der elften Minute wird es Klopp zu bunt.
Selbst die NRW-Presse kommt nicht umhin, Klopps erneuten Aussetzer zu thematisieren - wie etwa der "WAZ"-Auftritt DerWesten.de. Bei Sky wirkte der Trainer im Interview übrigens sachlicher und sagte: "Ich finde, wir haben uns heute nicht die Situation erarbeitet, um große Kampfansagen zu machen. Wir haben 3:0 verloren, das ist unsere Schuld." Hier erinnert Klopp an seine (früher) so geschätzte Lässigkeit, die ihn für die Medien so sympathisch machte.
In der Presse steht dennoch die Leistung des Vereins an sich im Mittelpunkt. Doch können die Kollegen vom Münchner "Focus" – freilich nah gelegen am BVB-Dauergegner FC Bayern – einen gewissen Spott zwischen den Zeilen nicht verbergen, wenn sie schreiben: "Mchitarjan, Kehl und Großkreutz ertrinken im Real-Schauer. Es eimerte wie aus Schütten in Madrid, oder so ähnlich, als Borussia Dortmund zu Gast antrat bei Real im Viertelfinale der Champions League. Ein paar BVB-Spieler strampelten beim 0:3 im Hinspiel, die meisten aber gingen in den Pfützen des Santiago-Bernabeu-Stadions unter." Verständnis bringt dagegen der "Spiegel" auf: "Real-Stars nehmen Dortmund auseinander. Dortmund ging ersatzgeschwächt in das Spiel." Und dann zählt der Titel als Gründe "die zahlreichen Verletzten" auf und den Verzicht auf Stürmer Robert Lewandowski, "der wegen einer Gelbsperre fehlte".
Ein besonderes Bild zeichnet die "Süddeutsche Zeitung": "Aussetzer gegen die Feuerwehr. Loslegen wie die Feuerwehr hat die Kommentatorensprache für solche Anfangsminuten in ihrem Sprachgebrauch etabliert. Doch zum Leidwesen der Dortmunder hatte sich Real Madrid auf eine besonders gemeine Feuerwehr-Strategie verlegt. Zum einen, weil es sich wie eine Feuerwehr verhielt, die einmal ganz laut Tatü macht und dann anhält und auf das Tata erst einmal verzichtet. Und zum zweiten, weil es trotzdem andauernd das Gefühl vermittelte, ganz schnell wieder Tatü machen zu können. Angesichts der Wucht, die Cristiano Ronaldo, Benzema und Bale ausstrahlten, sowie der ständigen feinen Pässe von Regisseur Luka Modric in der Ebene dahinter, gab es gefühlt eine permanente Torgefahr, selbst wenn der Ball weit weg vom BVB-Tor war." Am Morgen danach analysiert Süddeutsche.de das Spiel mit der Headline "Tag der offenen Tür".
Sachlich geht die "FAZ" zur Sache: "Dortmund geht im Regen von Madrid unter. Die Frage, wie viele Rückschläge eine Mannschaft verkraften, wie viele Ausfälle von Spielern sie kompensieren kann, hat Borussia Dortmund in dieser Saison schon einige Male mit beeindruckendem Widerstandsgeist beantwortet. Motto: Irgendwas geht immer, und gejammert wird nicht." Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim europäischen Fußball-Giganten Real Madrid aber sei der Tabellenzweite der Bundesliga bei allem Willen an seine Grenzen gestoßen, formulieren die Frankfurter.
Alles in allem bleibt festzuhalten: Die Stimmung gegen den einstigen Liebling der Bundesliga kippt weiter in den Medien, Jürgen Klopp hat seinen Status als Trainer der Herzen in der Presse längst abgegeben.