Selbst die NRW-Presse kommt nicht umhin, Klopps erneuten Aussetzer zu thematisieren - wie etwa der "WAZ"-Auftritt DerWesten.de. Bei Sky wirkte der Trainer im Interview  übrigens sachlicher und sagte: "Ich finde, wir haben uns heute nicht die Situation erarbeitet, um große Kampfansagen zu machen. Wir haben 3:0 verloren, das ist unsere Schuld." Hier erinnert Klopp an seine (früher) so geschätzte Lässigkeit, die ihn für die Medien so sympathisch machte.

In der Presse steht dennoch die Leistung des Vereins an sich im Mittelpunkt. Doch können die Kollegen vom Münchner "Focus" – freilich nah gelegen am BVB-Dauergegner FC Bayern – einen gewissen Spott zwischen den Zeilen nicht verbergen, wenn sie schreiben: "Mchitarjan, Kehl und Großkreutz ertrinken im Real-Schauer. Es eimerte wie aus Schütten in Madrid, oder so ähnlich, als Borussia Dortmund zu Gast antrat bei Real im Viertelfinale der Champions League. Ein paar BVB-Spieler strampelten beim 0:3 im Hinspiel, die meisten aber gingen in den Pfützen des Santiago-Bernabeu-Stadions unter." Verständnis bringt dagegen der "Spiegel" auf: "Real-Stars nehmen Dortmund auseinander. Dortmund ging ersatzgeschwächt in das Spiel." Und dann zählt der Titel als Gründe "die zahlreichen Verletzten" auf und den Verzicht auf Stürmer Robert Lewandowski, "der wegen einer Gelbsperre fehlte".

Ein besonderes Bild zeichnet die "Süddeutsche Zeitung": "Aussetzer gegen die Feuerwehr. Loslegen wie die Feuerwehr hat die Kommentatorensprache für solche Anfangsminuten in ihrem Sprachgebrauch etabliert. Doch zum Leidwesen der Dortmunder hatte sich Real Madrid auf eine besonders gemeine Feuerwehr-Strategie verlegt. Zum einen, weil es sich wie eine Feuerwehr verhielt, die einmal ganz laut Tatü macht und dann anhält und auf das Tata erst einmal verzichtet. Und zum zweiten, weil es trotzdem andauernd das Gefühl vermittelte, ganz schnell wieder Tatü machen zu können. Angesichts der Wucht, die Cristiano Ronaldo, Benzema und Bale ausstrahlten, sowie der ständigen feinen Pässe von Regisseur Luka Modric in der Ebene dahinter, gab es gefühlt eine permanente Torgefahr, selbst wenn der Ball weit weg vom BVB-Tor war." Am Morgen danach analysiert Süddeutsche.de das Spiel mit der Headline "Tag der offenen Tür".

Sachlich geht die "FAZ" zur Sache: "Dortmund geht im Regen von Madrid unter. Die Frage, wie viele Rückschläge eine Mannschaft verkraften, wie viele Ausfälle von Spielern sie kompensieren kann, hat Borussia Dortmund in dieser Saison schon einige Male mit beeindruckendem Widerstandsgeist beantwortet. Motto: Irgendwas geht immer, und gejammert wird nicht." Im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim europäischen Fußball-Giganten Real Madrid aber sei der Tabellenzweite der Bundesliga bei allem Willen an seine Grenzen gestoßen, formulieren die Frankfurter.

Alles in allem bleibt festzuhalten: Die Stimmung gegen den einstigen Liebling der Bundesliga kippt weiter in den Medien, Jürgen Klopp hat seinen Status als Trainer der Herzen in der Presse längst abgegeben.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.