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IVW-Zahlen: Grund zur Panik bei den Großen?
"Stern" und "Focus" haben ihre Chefredakteure entlassen, beim "Spiegel" wackelt Wolfgang Büchner - war das gerechtfertigt? W&V hat nachgerechnet: Können die aktuellen Zahlen der IVW die panischen Rauswürfe begründen? Wohl nur bedingt.
Die internen Rangeleien und Neubesetzungen bei "Spiegel", "Focus" und "Stern" machen sich jedenfalls kaum auf dem Lesermarkt bemerkbar. Sowohl "Spiegel" als auch "Stern" zeigen sich in ihren Auflagen eigentlich einigermaßen stabil. W&V hat nachgerechnet: Können die aktuellen Zahlen der IVW die panischen Reaktionen der Verleger und die Rauswürfe in der Chefredaktion begründen? Wohl nur bedingt.
Beim "Focus" gab es im August einiges Stühlerücken: Jörg Quoos musste seinen Chefredakteursposten für Ulrich Reitz räumen. In der Auflage war sein Scheitern aber nur bedingt sichtbar: Die Einzelverkäufe lagen im vergangenen Jahr bei 82.000, nun bei 83.000, die Abonnements lagen im Quartal III/2013 bei 189.000 und nun bei 183.000.
Der "Stern", der sich erst im August von Chefredakteur Dominik Wichmann getrennt hat, hat sich in der aktuellen IVW-Ausweisung für das dritte Quartal 2014 zumindest auf einem Gebiet behauptet: Der Einzelverkauf meldet 236.000 Exemplare - fast auf das Exemplar genau die gleiche Anzahl wie im dritten Quartal 2013. Die Abos nahmen ein wenig ab: von 222.000 auf 215.000. Auch die Zahl der verkauften Exemplaren sank: von 812.000 auf 776.000.
Beim "Spiegel" ist zumindest nach außen hin wenig von der Krise in der Chefredaktion sichtbar: Zwar liegen die Gesamtverkäufe bei 878.000 und damit unter den 896.000 im gleichen Quartal zuvor - allerdings war dies 2013er Quartal ein besonderes Ausreißerquartal nach oben. Im Quartal II/2013 beispielsweise waren die Gesamtverkäufe auf dem gleichen Niveau. Die Krise bei den Einzelverkäufen aber scheint - zumindest vorübergehend - überwunden. 261.000 sind ausgewiesen, in den Quartalen davor lag die Zahl auch schon mal bei 243.000. Die Abonnements allerdings schrumpfen: 429.000 wurden im ersten Quartal gemeldet, derzeit sind es 411.000. 2013 wurden im dritten Quartal - tradtionell sehr stark beim "Spiegel" - noch 419.000 ausgewiesen.
Der stetige Abwärtstrend ist zwar auch bei den aktuellen Magazinen wie "Focus", "Spiegel" und ""Stern" weiterhin spürbar - das bleibt unbestritten. Aber nicht ein Magazin hat in der vergangenen Zeit ein auffällig schlechtes Quartal erlebt. Man mag den gescheiterten Chefs vorhalten, sie hätten diesen Trend nicht umkehren können. Schaut man aber die Entwicklung der vergangenen Zeit an, zeigt sich eigentlich eher eines: Die Abwärtskurve verläuft weniger steil. Besonders bei den Einzelverkäufen ist das sichtbar. Vielleicht hätte ein längerer Atem den Verlegern in diesem Fall sogar gut getan.
Und wie sieht es bei den Tageszeitungen aus? Sind hier die Sparmaßnahmen durch das Nachlassen im Lesermarkt gerechtfertigt?
Ein Blick ins Print-Krisengebiet Frankfurt: Erst kürzlich hat die "FAZ" einen massiven Sparkurs angekündigt. Gerechtfertigt durch Auflagenschwünde in der IVW? Zumindest im Jahresvergleich hat die "FAZ" tatsächlich einiges an Boden verloren. Verkauften sich im Quartal III/2014 noch 334.000 Exemplare so sind es jetzt nurmehr 306.000. Die Zahl der Abonnenten sank um fast 10.000 auf 302.000. Einzig positive Nachricht: Die E-Paper der Tradtionszeitung kommen immer besser an. Mittlerweile sind es pro Ausgabe 29.000 verkaufte "Exemplare", vor einem Jahr waren es noch 25.000.
Aber auch hier gilt: Prinzipiell ist das Segment der Tageszeitungen rückläufig. Die Tageszeitungen einschließlich der Sonntagsausgaben und aktuellen Sonntagszeitungen verkauften im dritten Quartal des laufenden Jahres durchschnittlich pro Erscheinungstag 19,39 Millionen
Exemplare und verlieren gegenüber dem Vorjahr 4,76 Prozent (3/2013: 20,36 Millionen). Auch die Publikumszeitschriften rutschen in der IVW-Zählung ab. Im Jahresvergleich ergibt sich allerdings ein Verlust von 4,41 Prozent (3/2013: 107,33 Millionen).