Slow TV:
Kabel eins kriecht mit Schwertransport durch die Nacht
Kabel eins will in der Nacht zum kommenden Montag mit "Die lange Nacht des Schwertransports" ein neues Kapitel in der Geschichte des deutschen Slow TV aufschlagen.
Der Trend Slow-TV arbeitet sich immer mehr von Norwegen nach Deutschland durch. Lange Bahnfahrten, beschauliche Aquarien oder das knisternde Kaminfeuer: Wer nachts nicht zur Ruhe kommt, findet manchmal im Fernsehen einschläfernde Beiträge. Kabel eins will nun in der Nacht zum kommenden Montag von 0.10 bis 5.30 Uhr ein neues Kapitel in der Geschichte des deutschen Slow TV aufschlagen: "Die lange Nacht des Schwertransports" heißt der Beitrag, wie der Sender am Mittwoch mitteilt.
Ein Schwertransporter kriecht dabei zehn Kilometer durch die Nacht vom Bahnhof Germersheim in ein Umspannwerk bei Weingarten in der Pfalz - das Gefährt ist 55 Meter lang und hat 32 Achsen und 216 Räder. Der Münchner Privatsender zeigt den Transport des 315 Tonnen schweren Transformators in Echtzeit, aus sechs verschiedenen Kameraperspektiven und fast ohne Musik, dafür "mit Interaktion und Dialogen zwischen den Protagonisten, einem Acht-Mann-Team", wie es vom Sender heißt, der sich mit "Kabel Heinz" vor einigen Wochen erstmals ein Testimonial zur Seite gestellt und die stärkere Ausrichtung auf die Zielgruppe Männer ausgerufen hat.
Ganz auf Echtzeit setzte auch ein experimentelles Fernsehformat, das der öffentlich-rechtliche Bildungskanal ARD-Alpha unter dem Namen "Mora" an Ostern ausstrahlte. Die BR-Produktion zeigte in Echtzeit Menschen bei der Arbeit. Ansprechen sollte die Mini-Reihe vor allem jene Menschen, "die den Fernseher vor allem zur Entspannung einschalten".
Das Konzept Slow TV erzielte vor einigen Jahren Überraschungserfolge im Norwegischen Fernsehen verzeichnet. Vom NRK ausgestrahlte Fernsehsendungen zeigten über Stunden beziehungsweise Tage hinweg malerische Bahn- und Schifffahrten durch das Land, ohne Bildschnitt und Kommentierung. Zeitweise schalteten bis zu drei Millionen Norweger die Sendungen ein, noch immer lieben die Skandinavier die diversen Echtzeit-Versuche.
ps/dpa