Die Kanzlei Müller-Heydenreich, Bierbach & Kollegen, die das Insolvenzverfahren abwickelt, teilt mit: "Diese Entscheidung ist ein weiterer wichtiger Schritt, die strukturellen Verluste des Verlags zu verringern und den Verkauf an einen Investor zu ermöglichen. Zuvor war es dem vorläufigen Insolvenzverwalter bereits gelungen, sich mit der Süddeutschen Societäts-Druckerei GmbH über eine deutliche Reduzierung der Druckkosten für das Blatt zu verständigen."

Bierbach dreht derzeit an einigen Hebeln, um die Leser ins Boot zu holen. Das sind neben der Preiserhöhung (Bierbach: "Wir hoffen, dass der Leser das versteht."), die mindestens 600.000 Euro pro Jahr mehr in die Kasse spülen soll, auch konzeptionelle Schritte. Der Insolvenzverwalter gibt gegenüber der "SZ" an, alle Ideen zu prüfen. Mögliche Modelle seien etwa, nur noch am Wochenende eine gedruckte "AZ" herauszubringen und sich wochentags auf Online zu beschränken, oder sich stärker auf die Positionierung "Stadtzeitung" versus Boulevardblatt zu konzentrieren.

Bierbach: "Die Abendzeitung hat seit 12 Jahren ihre Verkaufspreise trotz gesunkener Auflage und höherer Betriebskosten nicht mehr angehoben – im Gegensatz zu nahezu allen anderen Zeitungen in Deutschland. Die nun getroffene Entscheidung ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein überfälliger und alternativloser Schritt. Die vollständige Sanierung des Verlags wird aber nur unter einem neuen Investor möglich sein. Dazu führen wir derzeit Gespräche mit mehreren Interessenten. Voraussetzung für eine Zukunftslösung ist natürlich, dass Leser und Anzeigenkunden der AZ weiterhin die Treue halten, so wie es in den vergangenen Wochen eindrucksvoll geschehen ist."


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.