Interview-Rückzieher :
"Keine Glanzleistung": Journalistenverband rüffelt taz nach Rösler-Zoff
DJV-Sprecher Henrik Zörner urteilt nach dem verstümmelten "taz"-Interview mit Philipp Rösler: "keine Meriten erworben".
Beim zurückgezogenen "taz"-Interview des FDP-Wirtschaftsministers Philipp Rösler sieht der Deutsche Journalistenverband (DJV) das Team der Berliner Zeitung in der Rolle des Verlierers. "Keine Glanzleistung" heißt die aktuelle Meldung im DJV-Blog, verfasst von Pressesprecher Hendrik Zörner. Er zielt dabei auf den Umstand ab, dass es in dem "taz"-Gespräch mit dem Politiker "ausschließlich um dessen vietnamesische Herkunft und sein asiatisches Aussehen ging". Dass der Sturm der Empörung das Blatt traf, nachdem die FDP das Interview zurückgezogen und die "taz" am Dienstag die Fragen ohne Antworten gedruckt hatte – das wundert Zörner nicht. "Röslers Aussehen und seine Herkunft wurden mit seiner Zustimmung schon früher von anderen Medien thematisiert. Damit dürfte für die taz klar gewesen sein, dass das Thema für den Politiker keine Tabuzone ist", schreibt er und gibt all jenen Recht, die sich auf die Seite des Ministers geschlagen hatten. Von verschiedenen Seiten ist der "taz" im Lauf der Woche unter anderem Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen worden.
Die "taz" habe sich mit dem Vorgehen "keine Meriten erworben", bloggt Zörner. "Wenige Wochen vor der Bundestagswahl den Vizekanzler dieses Landes in einem Interview ausschließlich auf sein Äußeres zu beschränken, also nur über den Menschen Philipp Rösler und nicht über seine Politik zu schreiben, ist keine journalistische Glanzleistung, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die taz gilt immer noch als politische Zeitung und nicht als People-Magazin", so der DJV-Mann, der sonst eher kritisch über Röslers Auftritt in den Medien urteilt.
Die "taz" geht indes mit sich selbst hart ins Gericht. So hat das Blatt bereits am Dienstag im Hausblog ein Interview mit einem Demokratie-Beobachter veröffentlicht, der den Berlinern klarmacht: "Ich wäre mitten im Interview rausgegangen".