Die Sportpresse wird in ihrer Formulierung deutlicher, es wirkt stellenweise, als habe sich der FCB eine haushohe Klatsche eingefangen und kein 0:1. So textet des Team des Kickermagazins "11 Freunde": "The Real Deal - Real gegen Bayern, das war eine Schlacht, die allerdings nicht zum Gemälde werden wird. Am Ende reicht dem defensiven Real ein Geniestreich von Ronaldo und Benzema. Die Bayern-Spieler schleichen geknickt vom Feld, Matthias Sammer verspeist in der Mixed Zone einen Ordner bei lebendigem Leib und Pep Guardiola sitzt gedankenverloren in der Kabine und liest ein Gedicht über das Verlieren. Deep." Der "Kicker" urteilt: "Vorteil Real - FCB mit viel Ballbesitz, aber wenig Ideen!" Auch Sport1 (als Münchner Sender mit naturgemäß vielen Bayern-Fans) zählt zu jenen, die nun am erneuten Triple des FCB zweifeln: "Benzema gefährdet Bayerns Titel-Traum - Der FC Bayern muss nach einer Niederlage bei Real um das Finale bangen. Die Gäste dominieren, sind vor dem Tor aber harmlos."

Härter der Ton bei "Bild". Das Springer-Blatt formuliert hämisch: "Pep, so platzt dein Triple-Traum!" Das sei "ganz bitter für den FC Bayern" Und: "0:1 verlieren die Münchner das Hinspiel im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid – weil Franzosen-Bomber Karim Benzema eiskalt trifft!" Das "Hamburger Abendblatt" umschreibt die Lage stilvoller: "Überlegene, aber harmlose Bayern verlieren bei Real Madrid!" Das Hamburger Team von Spiegel Online lobt die Spielleistung der Münchner: "Die Bayern ließen sich von dem Gegentreffer nicht aus dem Konzept bringen, sie pressten weiter und hatten deutlich mehr Spielanteile." Doch auch sie müssen festhalten: "Der Haken an der Sache: Auch Madrid machte einfach so weiter wie vor der Führung. Real verteidigte, lauerte auf Konter und hätte so fast den zweiten Treffer erzielt." Der Berliner "Tagesspiegel" bringt die Spielleistung der Bayern so auf den Punkt: "Viel Ballbesitz, wenig Ertrag." Die Frankfurter "FAZ" klingt ähnlich: "Ballbesitz nahe der 80-Prozent-Marke, aber keine Tore". Schreibt aber auch: "Das Ding ist für Bayern noch nicht durch." Sehr selbstbewusst tritt freilich die spanische Presse auf. Stellvertretend sei hier die Sportofferte "Marca" zitiert, die triumphiert: "Bayern, das ist Madrid!"

Des einen Leid ist des anderen Freud: Das Halbfinal-Hinspiel des FC Bayern München bei Real Madrid hat dem ZDF einen neuen Saisonrekord in der Champions League beschert. 11,66 Millionen Zuschauer verfolgten am Mittwochabend ab 20.45 Uhr, wie Gastgeber Real den Deutschen Meister mit 1:0 bezwang. Der Marktanteil betrug 38,2 Prozent, beim jüngeren Publikum zwischen 14 und 49 Jahren 31,5 Prozent. Im Pay-TV bei Sky wurden 820.000 weitere Zuschauer gemessen. Die Fans in den Kneipen sind dabei nicht eingerechnet. Den bisherigen Saisonrekord halten auch die Bayern mit dem 3:1 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester Unitedam 9. April - 10,42 Millionen Zuschauer schalteten damals das Zweite ein. Ach, ja - das ZDF umschreibt die Lage des Titelverteidigers so: "Vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag steht der Rekordmeister unter Zugzwang." Das Zweite ist dann wieder am Ball und überträgt ab 20.45 Uhr live.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.