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Medienkodex: "Brauchen wir nicht, haben wir schon"
Adidas, Allianz, Commerzbank - die großen Konzerne machen nicht mit oder erachten den viel diskutierten Kodex für die Medienarbeit von Unternehmen nicht als relevant. Das fand das "Manager Magazin" heraus.
Stell dir vor, es gibt einen Kodex - und keiner macht mit! So ungefähr steht es offenbar gerade um den viel diskutierten "Kodex für die Medienarbeit von Unternehmen". Adidas, Allianz, Commerzbank - die Kommunikationschefs der großen Konzerne sind da nicht dabei; viele erachten den diskutierten Kodex als irrelevant. Das fand das "Manager Magazin" heraus.
Ein Grund dafür könnte sein, dass die Verantwortlichen für Marketing und Kommunikation ein wenig verschnupft sind: Sie wurden gar nicht erst gefragt. Das Regelwerk erarbeitete der Jurist und frühere SPD-Politiker Jürgen Gramke mit den Compliance-Managern einiger Dax-Konzerne. Also denjenigen Konzernwächtern, die auf die Einhaltung der Regeln achten. Dazu gehören rechtliche Richtlinien und Qualitätsnormen ebenso wie die die Frage, in welchem Umfang Werbegeschenke und Vergünstigungen noch angemessen sind. Und nun eben auch der saubere Umgang mit Medien.
Das "Manager Magazin" (MM) hat die Kommunikationschefs abgeklappert und darum gebeten, Stellung zu nehmen zum Kodex. "Brauchen wir nicht, haben wir schon." Lapidar könnte man die Haltung der Befragten so zusammenfassen. Von Adidas bis Volkswagen hat das "Manager Magazin" 32 Großunternehmen aufgeführt.
Handlungsbedarf sieht exakt kein einziger. Wirkliche Zustimmung gibt es kaum. Thyssen-Krupp und die Deutsche Telekom begrüßt die Initiative - Sprecher Andreas Middel stellt aber "MM" gegenüber auch sofort klar, die Regelungen der Telekom würden ohnehin "in vielen Punkten über das hinausgehen", was im Kodex steht, Thyssen-Krupp-Sprecher Alexander Wilke legt eine lange Liste an Kodizes vor, nach denen man sich richte. Techniker Krankenkasse und Lufthansa prüften eine Übernahme in die offiziellen Richtlinien. Beide Sprecherinnen geben aber auch an, ändern werde das nichts, weil sich die Kollegen sowieso "demgemäß verhalten" (Barbara Schädler, Lufthansa). Bei Siemens kann man sich "weitgehend mit den erarbeiteten Eckpunkten identifizieren", sagt Stephan Heimbach. Auch von diesem Kommunikationschef kommt aber sofort als Begründung, weil man diese Grundwerte ja bereits lebe.
Unterm Strich bleibt: Viel Rauch um nichts. Die Medien sind angepisst, weil bei Gramkes Initiative der Vorwurf mitschwingt, Redaktionen seien käuflich, nicht integer und wüssten sich selbst nicht zu helfen. Den Kommunikationschefs stinkt's, weil sie sowieso eine saubere Weste haben. Und am Ende wird sich, wie auch W&V-Autor Markus Weber befürchtet, auf beiden Seiten nichts daran ändern, dass einzelne Personen in einzelnen Unternehmen Druck auf einzelne Medien ausüben. Gewesen sein, das zeigt auch die Umfrage des "Manager Magazins", will's am Ende eh wieder keiner.