Neo Magazin Royale:
Neues Fernseh-Zuhause für Jan Böhmermann?
Jan Böhmermann, spätestens seit dem Erdogan-Eklat Gesprächsthema Nummer eins, gibt Anlass zu Spekulationen über seine Fernsehzukunft.
Jan Böhmermann ist schon jetzt der "Mann des Jahres 2016" in den Medien. Seit seinem Schmähgedicht über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Sowohl rechtlich als auch mit dem Sender (Stichwort: Mediathek) hat es deswegen geknirscht. "Böhmis" Marktwert dürften die spektakulären Ereignisse allerdings gesteigert haben.
Da kommt die Bombe, die der "Stern" nun platzen ließ, gerade passend. Das G+J-Magazin berichtete, Böhmermanns Vertrag mit dem ZDF laufe Ende des Jahres 2016 aus. Schon nach der Sendung Ende Mai hatte der Moderator mit einem kurzen Satz Spekulationen darüber aufkommen lassen, er plane, den Sender zu verlassen. Böhmermann hatte zu seinem Gast und TV-Kollegen Steven Gätjen gesagt: "Du hast gerade den Sprung geschafft vom Privatfernsehen zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich hab' ja demnächst vor, das andersrum zu machen." Und schloss mit "Nein, ist ein Spaß".
Nun berichtet der "Stern" erneut über Wechselgerüchte. "Zu Vertragsinhalten äußern wir uns nicht", sagte ein ZDF-Sprecher. "Nach der Sommerpause geht's Ende August mit dem 'Neo Magazin Royale' weiter." Das Format läuft donnerstagabends auf ZDF Neo. In seiner bislang letzten Sendung verabschiedete sich Böhmermann mit "Vielen Dank und bis nach der Sommerpause!"
Wohin könnte Böhmermanns künftiger Weg ihn führen? Hier einige denkbare Szenarien zu Böhmis Fernsehzukunft:
ZDF
Das ist die einfache Lösung. Er macht so weiter wie bisher. Doch Böhmermann ist für TV-Verhältnisse noch jung, sollte seine Karriere optimieren und nach den Gesetzen der Marktwirtschaft ruhig auch dem Lockruf des Geldes folgen - und damit vielleicht auch neuen Konzepten arbeiten, ohne seine kreative Freiheit einzuschränken.
Netflix oder Amazon
Die krakenhaft um sich greifenden Streamingdienste könnten auch im TV eine neue Böhmermann-Heimat sein. Im Hörfunkbereich ist der Satiriker ja bereits vom öffentlich-rechtlichen Radio 1 zu Spotify gewechselt. Amazon will sich nicht an "Medienspekulationen" beteiligen, Netflix liegen keine Informationen vor.
ProSieben
Der Privatsender wäre keine schlechte Option für den intellektuellen Spaßvogel. Denkbar wäre eine Lösung am späten Montagabend, an dem ProSieben alternierend zum "Circus Halli Galli" immer wieder neue Varianten ausprobiert. Hier guckt das jüngere, intelligentere Publikum immer noch fern. Die offizielle Haltung des Senders aber ist nach Darstellung eines Sprechers: "Klares Nein für ProSieben".
ARD
Das Erste sucht insbesondere für den Donnerstagabend immer wieder nach neuen Gesichtern, die den angestammten Sendeplatz für Humor ("Scheibenwischer") neues Profil verleihen. Doch hinter dem Ersten steckt die ARD, ein Sendergefüge mit vielen Gremien, in denen Böhmermann nicht nur Freunde haben dürfte. Eine Sprecherin der Programmdirektion will solche Fantasien nicht kommentieren.
RTL
Der private Riese ist immer wieder für eine Überraschung gut. Mit den Shows "TV Helden" und "Was wäre wenn?" hat Böhmermann RTL-Erfahrung. Kürzlich nahm er den Kölner Sender mit seinem "Verafake" zur RTL-Reihe "Schwiegertochter gesucht" satirisch aufs Korn. Kein gutes Intro. Und ob das Humorverständnis von RTL, das meist auf die Masse zielt, und das von Böhmermann synchronisierbar sind, ist schwer vorstellbar. "Neue Projekte sind mit ihm aktuell nicht geplant", heißt es von RTL.
Böhmermann
Und was sagt Böhmermann selbst zu seiner Zukunft? Über sein Management lässt der virtuose Wortkünstler ausrichten: "Ich bedaure jedoch, ich kann Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nichts dazu sagen." Mehr oder weniger sicher ist nur: Am 25. August kehrt Böhmermann auf ZDF Neo mit dem "Neo Magazin Royale" aus der Sommerpause zurück.
Die Quoten des "Neo Magazin Royale" hatten zuletzt merklich angezogen. Auch im Netz: Die Mediathekennutzung liegt eindeutig im sechsstelligen Bereich. Nach der Rückkehr aus seiner Erdogan-Pause holte Böhmermann online und am TV-Bildschirm zusammen mehr als eine Million Zuschauer. Ein starker Wert, zumal die Mediathek und der Sender ZDF Neo normalerweise nicht auf das Massenpublikum ausgerichtet sind.
W&V Online/dpa