Personalie:
Pressesprecher Merl kehrt Gruner + Jahr den Rücken
Auf eigenen Wunsch verlässt Christian Merl als Pressesprecher den Hamburger Großverlag Gruner + Jahr.
Er ist die Stimme des Hamburger Großverlags Gruner + Jahr gewesen: Christian Merl verlässt als Pressesprecher, Leiter der externen Kommunikation und stellvertretender Leiter der Unternehmenskommunikation, die Bertelsmann-Tochter – auf eigenen Wunsch. Mit Merl geht ein Pressesprecher von Bord, der in der Reihe einiger früherer PR-Leute eine Ausnahme war. Denn in der Medienbranche galt der 42-Jährige als ein Sprecher, der Öffentlichkeitsarbeit wie ein olympiareifer Florett-Fechter verstand. Getreu dem Motto: Hält’s du das Florett zu fest, zerbricht es, hält du es zu locker, fliegt es davon. Der gebürtige Österreicher hatte es verstanden, den Verlag in dem für das Unternehmen geneigte rechte Licht zu rücken – ohne dabei unliebsame Wahrheiten zu verschleiern oder zu beschönigen. Im Umgang mit Wirtschafts- und Medienjournalisten wird er in Branchenkreisen als fair, sachlich und kompetent beschrieben.
Der Abgang von Merl reißt bei Gruner + Jahr selbst ein tiefes Loch. Hausintern galt der Pressesprecher als sehr beliebt. Dies mag zum Teil auch an seinem beruflichen Werdegang bei der Bertelsmann-Tochter liegen. Denn hier begann der diplomierte Politologe seine Karriere im Jahr 2000 als Referent Veranstaltungen. 2003 gründete er die Abteilung Events. Zu seinen herausragenden Leistungen gehörte hier der Henri Nannen Preis, den er zusammen mit Gunther Len Schönfeld auf die Beine stellte und entwickelte. Der Henri Nannen Preis ehrt Journalisten in verschiedenen Kategorien für ihre Arbeit.
Die Aufgaben von Merl übernimmt in Personalunion Claus-Peter Schrack, Leiter der Unternehmenskommunikation. Damit verschlankt das traditionsreiche Verlagshaus, zu dem Titel wie der "Stern", "Brigitte" oder "Geo" gehören, seine Öffentlichkeitsarbeit. Jüngst hatte der Verlag bereits in der Außendarstellung den Rückwärtsgang eingeschaltet. Nach 41 Jahren verzichtete Gruner + Jahr auf ihre jährliche Bilanzpressekonferenz. Damit stellte sich der Vorstand unter Führung von Julia Jäkel erstmals seit Jahrzehnten vor coram publiko nicht den Fragen der Journalisten.
Merl verlasst das Unternehmen auf eigenen Wunsch – ohne einen neuen Job in der Tasche zu haben. Dies wirft jedoch die Frage auf, warum Merl geht. In der Branche ist es kein Geheimnis, dass sich in der letzten Zeit das Verhältnis zwischen ihr und Merl sichtlich abgekühlt hatte. Denn die Frau des früheren "Tagesschau"-Sprechers Ulrich Wickert, ehemals selbst im Verlag als Pressesprecherin der inzwischen eingestellten "Financial Times Deutschland" (FTD) tätig, dürfte ihre sehr eigene Sicht von Öffentlichkeitsarbeit haben.
Dennoch gibt Jäkel ihrem Pressesprecher warme Worte mit auf den Weg. "Christian Merl hat dem Verlag Gruner + Jahr in vielen Events ein Gesicht gegeben – viele Kolleginnen und Kollegen bei Gruner + Jahr verbinden damit unvergessliche Momente", heißt es in einer Pressenotiz. Er habe als "Führungskraft durch sein vorbildliches Engagement, seine Motivationsfähigkeit sowie seine hohe fachliche und soziale Kompetenz" überzeugt. Sie wünscht ihm "von Herzen alles Gute für seinen weiteren Lebensweg", so Jäkel.