Second Screen:
"Schau hin!" warnt: Interaktion als Marketingzweck
Den Trend zum Second Screen in eine TV-Show einzubinden, ist aus Marketingsicht ein guter Coup. Kinder und Jugendliche aber seien für diese neue Form des Marketings zu sensibilisieren, fordert die Initiative "Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht".
Den Trend zum Second Screen in eine TV-Show einzubinden, ist aus Marketingsicht ein guter Coup. Kinder und Jugendliche aber seien für diese neue Form des Marketings zu sensibilisieren, fordert die Initiative Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht. Anlass ist die Castingshow "Rising Star", die bei RTL am 28. August um 20.15 Uhr Premiere feiert.
Dreh- und Angelpunkt: RTL setzt auf den Mitmach-Faktor via Second Screen. "So wirst du Teil der Show", erklärt der Sender vollmundig im Netz, wie die Abstimmungs-App funktioniert. In der interaktiven Liveshow stimmt der der Zuschauer zu Hause gemeinsam mit der Promi-Jury ab - also Seite an Seite mit den Musikern Anastacia, Gentleman, Joy Denalane und Sasha. Aber nur wer von den Zuschauern zu Hause mit der App gewählt wird, kommt eine Runde weiter. Das Publikum daheim wird wiederum auf einer 20 Meter langen und 7,50 Meter hohen LED-Wand mit Bild in der Show gezeigt, wenn er abgestimmt hat (Bild oben aus der Kampagne zur Show).
Schau hin!, Medienratgeber für Familien, empfiehlt Eltern, ihr Kind für diese neue Form des Marketings zu sensibilisieren. Denn weniger der Teilhabe als dem Marketingzweck dienst das Mitmachfernsehen natürlich letzten Endes. "Gerade für Kinder und Jugendliche ist es reizvoll, sich über Smartphone oder Tablet mit anderen über das Fernsehprogramm auszutauschen und über Mitmachangebote das dieses mitzugestalten", heißt es seitens Schau hin!. "Bei dieser neuen Entwicklung sind Eltern gefragt, darauf zu achten, was ihr Kind nutzt, und ihn zu einem kritischen Umgang anzuregen. Dabei können sie ins Gespräch bringen, dass es sinnvoll ist, sich auf ein Medium zu konzentrieren und dieses bewusst zu nutzen", sagt Mediencoach Kristin Langer.
Vor allem das Hochladen des eigenen Fotos kann sich als tückisch erweisen. Viele Heranwachsende seien verlockt, ihr Bild im Fernsehen zu sehen, könnten aber noch nicht einschätzen, welche Folgen es haben kann, einem Millionenpublikum vorgeführt zu werden, teilt die Initiative mit. "Kritisch zu sehen ist auch, dass die begleitenden Chats oft nur mangelhaft moderiert und Nutzer sich dort meist selbst überlassen sind. Hierbei kann es schnell zu Streit oder Beleidigungen kommen."
RTL muss mit dem neuen Format zwei Zielgruppen erreichen: "Die jungen Zuschauer, die sich über die App aktiv einbringen wollen, und den RTL-Stammseher, der hauptsächlich gut unterhalten werden will", sagte Björn Klimek, Creative Director Promotion und Werbung bei RTL, zum Kampagnenstart vor drei Wochen. Auch soll die Resonanz besser ausfallen als bei ProSiebens "Keep Your Light Shining". Nach nur einer Staffel hatte der Sender die Show wieder abgesetzt. Die Sendung war am 22. Mai zwar - im Gegensatz zur Mitmach-Quizsendung "Quizduell" der ARD - ohne technische Pannen, aber auch ohne große Resonanz beim Publikum über die Bildschirme geflimmert. Nur 1,17 Millionen Gesamtzuschauer (4,5 Prozent) hatten die Premiere verfolgt, nur 890.000 Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren (9,1 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten). Die Primetime-Promi-Version vom "Quizduell" im Ersten hatte am selben Abend 3,70 Millionen Gesamtzuschauer erreicht. Da war die App allerdings endlich einsatzbereit.
Am 6. Juni hatte ProSieben via Twitter das Aus für "Keep Your Light Shining" verkündet, nachdem nun auch die dritte Folge weit unter den erwarteten Quoten geblieben war: "Unser Mut wurde nicht belohnt: Eine App, die läuft, eine Spaß-Show, viele Votes, aber wenig Zuschauer. Es gibt keine 2. Staffel von #KYLS." Das "Quizduell" hingegen hat es geschafft: Die Sendung mit Jörg Pilawa tritt ab 2015 im ARD-Vorabend auf dem Sendplatz um 18.00 Uhr das schwere Erbe von "Verbotene Liebe" an. "Das interaktive Format erzielte im Mai während einer dreiwöchigen Testprogrammierung überdurchschnittliche Reichweiten", teilte die ARD mit. Entwarnung für Mitmach-Marketing gibt es also vorerst selbst dann nicht, wenn RTL mit "RIsing Star" scheitern sollte.