Da weder die genaue Zuschauerzahl noch die Zahl der Streaminganbieter bekannt seien, können weder Sky noch DFL den genauen finanziellen Schaden beziffern. Experten schätzen aber, dass Klubs, Profi-Ligen und Sender durch illegale Livestreams pro Saison Einnahmen in einem mehrstelliger Millionenbereich entgingen. Die DFL geht zudem davon aus, dass das Angebot illegaler Onlinestreams zuletzt zugenommen hat und sich immer mehr professionalisiert.

Was also zuerst ein Problem der Musik-, dann der Filmindustrie war, ist nun dank besserer Netze, mobiler Technik und der Verbreitung von Streaming beim Fußballgeschäft angekommen - einem Milliardenmarkt.

Die Fußballrechte kosten derzeit 673 Millionen

Fußball ist in Deutschland ein lukratives Geschäft. 673 Millionen Euro kassieren die Profiklubs der Bundesliga dieses Jahr für die TV-Erlöse. Ab 2017 bringt der neue Fernsehdeal rund 1,16 Milliarden Euro ein.

Das kostet auch die Zuschauer Geld, sofern sie ganze Spiele live sehen wollen. Zwischen 25 und 50 Euro müssen Kunden des Pay-TV-Senders Sky für ein monatliches Abonnement bezahlen.

Das Geschäftsmodell der illegalen Livestreams

Die Kanalanbieter stellen die technischen Voraussetzungen zur Verfügung. Aggregatoren sammeln die unterschiedlichen Embed-Codes der Übertragungen und setzen sie als Links auf Webseiten, die mit kostenlosen Sportübertragungen werben. Klickt ein Nutzer auf einen Link, wird er zur Livestream-Seite geleitet.

Ein Werbenetzwerk bereitet einzelne Anzeigen so auf, dass sie visuell über dem Livestream liegen - man spricht hier von sogenannten Overlays. Klickt ein Zuschauer auf eine Anzeige, wird er auf die Seite des Unternehmens geschickt.

Mission erfüllt: Für jeden angelockten Kunden wird von den Werbungtreibenden bezahlt. Das Werbenetzwerk gibt Teile der Erlöse weiter an die illegalen Anbieter oder Aggregatoren.

Gegenstrategien und Erfolge

Um den Schaden einzudämmen, hat Sky Piratenjäger eingesetzt. Die Mitarbeiter der Anti-Piraterie-Abteilung spüren illegale Übertragungen auf, indem sie sich während eines Spieltags wie Nutzer verhalten und nach Streams googeln, sagt Sky-Sprecher Stefan Bortenschlager. Ziel sei, jedes Sky-Signal zu identifizieren und zurückverfolgen, um herausfinden, wer das Sendesignal ursprünglich weiterverbreitet hat. Auch die DFL überwacht während des Spieltags illegale Livestreams und ergreift rechtliche Schritte gegen professionelle Anbieter.

Inzwischen haben sich auch externe Dienstleister darauf spezialisiert, Webseiten nach Verstößen gegen TV-Rechte zu durchsuchen. Das Sportvermarktungsnetzwerk Athletia aus Köln hat ein Online-Tool entwickelt, mit dem sich illegale Inhalte auf vielen Social-Media-Kanälen aufspüren lassen.

Das Programm filtert nach Metadaten: Wettbewerb, Clubname, Begegnung, Endergebnis, Torschütze, Hashtags. "Wir löschen ein Video nicht sofort, sondern schauen es uns erst an, ob tatsächlich ein Rechteverstoß vorliegt", sagt der Geschäftsführer von Athletia, Lukas Klumpe. "Dadurch, dass wir jedes Video anschauen und bewerten, können wir inhaltlich sehr gut zwischen Fan-Content und Piraterie-Content unterscheiden."

Google (beziehungsweise Alphabet) nutzt bei Youtube-Inhalten eine Art digitalen Fingerabdruck, um Nutzer-Uploads mit geschützten Inhalten abzugleichen. Rechteinhaber werden benachrichtigt, sobald ihre Inhalte auf Youtube auftauchen.

Im Jahr 2013 war die englische Premier League mit einer Klage gegen eine illegale Streaming-Plattform Firstrow1.EU erfolgreich. Deren Betreiber hatte für Sport- und Unterhaltungsprogramme eine monatliche Gebühr kassiert. Den Schaden, den allein diese Webseite angerichtet habe, schätzte die Premier League auf 12 Millionen Euro. (W&V/dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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