Media-Transparenz:
SPD-Politiker Eumann will Mediageschäfte überprüfen
Der SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann will eine gesetzliche Regulierung der Mediaagenturen in Deutschland prüfen. Das französische Anti-Korruptionsgesetz ist sein Vorbild.
Der SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann will eine gesetzliche Regulierung der Mediaagenturen in Deutschland prüfen. Er habe "hohe Sympathie" für das französische Anti-Korruptionsgesetz "Loi Sapin", sagt der nordrhein-westfälische Medien-Staatssekretär im Interview mit Werben & Verkaufen. "Wir sollten uns dieses Modell einmal näher ansehen. Und dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt".
Das vor 22 Jahren verabschiedete Gesetz, benannt nach dem damaligen Wirtschaftsminister Michel Sapin, regelt im Nachbarland die Geschäfte zwischen Mediaagenturen, Werbekunden und Vermarktern. Es zwingt die Agenturen zur völligen Transparenz gegenüber den Kunden. Sie müssen ihnen sämtliche Vergütungen und Verträge offenlegen. Rabatte und Kickbacks dürfen sie nur einbehalten, wenn dies vertraglich vereinbart wurde. Tradinggeschäfte sind untersagt.
Neben Eumann beschäftigen sich derzeit auch andere Medienpolitiker aus den Bundesländern mit dem Thema. Der Vorsitzende der Medienkommission beim SPD-Parteivorstand ist aber der erste, der seine Bedenken öffentlich äußert. "Der Ball liegt im Feld der Medienpolitik", meint Eumann. "Es ist nicht auszuschließen, dass die Marktmacht von Mediaagenturen die Vielfalt von Medien verändert, denn private Medien finanzieren sich über Werbung. Wir müssen deshalb die Frage stellen, was es für die Medien bedeutet, wenn Werbung wegen "Trading" und "Kickbacks" immer billiger wird und ob die Möglichkeit der wirtschaftlichen Abhängigkeit so groß wird, dass es zu direktem oder indirektem Einfluss auf Programm und Inhalte kommt.
Der Einfluss der Media-Broker könnte ab nächstem Jahr in der so genannten Bund-Länder-Kommission zur Medienkonvergenz ein Thema werden. Vor allem Vertreter der Bundesländer und der Landesmedienanstalten wollen das Thema dort auf die Agenda setzen. In diesem Jahr hatte die Bund-Länder-Runde die Media-Frage vorerst ausgeklammert.
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