Die kleineren Erstliga-Vereine halten gar nichts von Vorschlägen wie dem des Zweitligisten St. Pauli, der Werksvereine wie Bayer Leverkusen oder den VfL Wolfsburg bei den Erlösen aus der Zentralvermarktung ausgrenzen möchte. "Das provoziert, dass die Großen rausgehen und sich einzeln vermarkten. Das wäre eine Katastrophe für die Liga", sagte Reuter. "Ich glaube, dass die Solidargemeinschaft sehr wichtig ist für die Liga. Ich hoffe, dass sie Bestand hat."

Der St. Pauli-Vorschlag dürfte nicht annähernd mehrheitsfähig sein. Nicht nur Hannovers Geschäftsführer Martin Bader hält ihn für "Populismus". Gefahr droht eher durch den FC Bayern München, der sich über den Vorstoß von  Rettig gefreut hat, obwohl er ihn ablehnt. Dank St. Pauli gibt es die "überfällige" Debatte, wie Rummenigge es nannte. Er erwartet nun "eine spannende, aber auch sehr interessante Diskussion". Der Bayern-Boss gab unumwunden zu, dass "das schon ein bisschen zu viel der Solidarität war, die da immer diskutiert wurde".

Für Rettig - und damit für alle Zweitligisten - könnte es ein Eigentor werden, wenn sich Rummenigge durchsetzen würde. "Ich bin im Geiste bei den Klubs, die sich da jetzt zu recht wehren: Leverkusen, Wolfsburg, Hannover und Hoffenheim. Ich glaube, dass wir als Bayern München uns mit denen sehr solidarisch zeigen werden."

Zusammenhalt gibt es derzeit vor allem unter den reichen Klubs. Zumindest erhielt der Bayern-Chef auch vom Pokalsieger aus Wolfsburg Zuspruch. "Was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben bei der Verteilung der TV-Gelder, verlangt schon eine Menge Solidarität der größeren Klubs. Ich kann die Überlegungen der Bayern verstehen", sagte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs. Die Zweitliga-Vereine würden finanziell von den Erstligisten deutlich profitieren.

Ganz eigene Interessen verfolgen bei der Diskussion ehemalige Top-Vereine wie Werder Bremen und der Hamburger SV. Die Nordrivalen vertreten ähnliche Positionen und setzen sich für eine neue Regelung ein, die ihnen zu Gute käme. "Alles läuft über einen neuen verursachergemäßen Verteilerschlüssel", sagte HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke. Er plädierte für sogenannte "Nachfrage-Kriterien". Dazu zählen TV-Einschaltquoten oder Anzahl der Fans.

Das Kuriose ist, dass bereits über die Verteilung diskutiert wird, obwohl es bis zum Abschluss neuer Medien-Verträge ein halbes Jahr dauert. Noch liegen die Vorschläge der DFL beim Kartellamt. Erst im April oder Mai, so der Plan von Liga-Chef Christian Seifert, soll alles geregelt sein.