Der Verlag, als dessen Herausgeber Ex-Werber Sebastian Turner und der prominente Journalist Giocvanni di Lorenzo verantwortlich zeichnen, sieht das anders. Auf Anfrage lässt die Presseabteilung verlauten: "Die Rückgänge der traditionellen Anzeigenauftraggeber - etwa der Handel – werden von den wachsenden Anzeigensegmenten, die den Tagesspiegel als Leitmedium belegen (Marken und Institutionen), noch nicht ausgeglichen. Dies führt zu Sparmaßnahmen, zu denen auch die vorübergehende Reduzierung von Aufträgen an freie Mitarbeiter zählen."

Zudem habe der "Tagesspiegel" im laufenden Jahr "die Anzahl seiner fest angestellten Redaktionsmitglieder im zweistelligen Bereich erhöht. Gleiches gilt für den Verlag. Damit ergibt sich gleichzeitig ein abnehmender Bedarf an freien Mitarbeitern." 

Auch bereite die Zeitung "eine Reihe neuer Projekte in seinen Wachstumsfeldern vor". Hierfür würden Ressourcen umverteilt "- auch bei den freien Mitarbeitern". Die Aussage der Pressestelle weiter: "Zu den Wachstumsfeldern zählen die Themen Politik, Digitalisierung und alles rund um die Hauptstadt. Im Blatt werden ab 26. Oktober neue Seiten erscheinen. Online folgt im November ein neues Produkt."

Im Februar 2015 äußerte sich Turner in einem Interview mit W&V (Ausgabe 7, EVT 9.2.2015) noch recht optimistisch: Man wolle endlich aufrücken zu "SZ" und "FAZ", habe die "höchste Durchdringung der wichtigsten Berliner Gruppen" und erreiche viele Meinungsbildner, sagte Turner. Die Auflage schrumpfte ein wenig langsamer als bei den Wettbewerbern.

 


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.